Der Countdown läuft.
Zeit, in der ****klinik anzurufen, um nachzufragen, ob ich vor Geburt erneut vorbei kommen soll. Das wäre nicht notwendig, sagte man mir, schließlich sei meine Akte schon dick genug. Ok super. Spar ich mir den Weg.
Im Hinterkopf denke ich mir die ganze Zeit, dass ich mir prinzipiell gerne den Weg in die **** sparen würde. Dort zu entbinden, wo ich in der Ausbildung so ätzende Zeiten durchlebt habe, versetzt mich nicht gerade in Euphorie. Mein einziger Hoffnungsschimmer auf eine „würdevolle“ Geburt ist der neu konzipierte hebammengeführte Kreißsaal, den es dort seit Ende des letzten Jahres geben soll. Auf der Homepage wird mit „Geburtshausatmosphäre“ geworben. Wahrscheinlich war ich von der Vorstellung derart geflasht, dass ich nicht weitergelesen habe. Am Telefon fragte ich nach, wie das ablaufen wird, wenn ich mit Wehen komme und dann in genau diesem Kreißsaal entbinden möchte. Tja, sooooooo einfach ist das nun aber nicht! Da müsste ich mindestens drei Termine zur Hebammensprechtstunde kommen und dann müsste noch ein Ultraschall gemacht werden. Schließlich muss sicher gestellt werden, dass ich überhaupt für diese Art Entbindung in Frage komme…
Ooooookayyyyy…..in der dicken Akte von mir scheint also nichts drin zu stehen, was den Verantwortlichen bei der Entscheidungsfindung, wie groß das Risiko einer SOLCHEN Geburt für mich und das Kind sein könnte. Mir ist schon bewusst, dass es optimal ist, sich vorher mit einer Hebamme über die eigenen Vorstellungen zur Geburt und die letzten Entbindungen zu unterhalten. Da die Geburt dann ohne Arzt stattfinden soll, wird bei dieser Form sehr wahrscheinlich keine PDA gelegt, es gibt vielleicht auch keinen venösen Zugang und kein Tablett mit Schmerzmitteln. Ich gehe jedoch stark davon aus, dass es im Fall der Fälle dann eben doch ärztliche Hilfe und alle Formen der Schmerzlinderung zur Verfügung stehen werden. Wo wäre sonst der Vorteil vom „Geburtshaus im Krankenhaus“? Das sind jetzt allerdings nur Mutmaßungen, da mir die wenig ambitionierte Dame am Telefon jegliche Motivation geraubt hat, weiter nachzuhaken.
Im Prinzip sind meine beiden Kinder auch „hebammengeleitet“ zur Welt gekommen. Bei der letzten Geburt war die Ärztin erst zur Austreibungsphase anwesend und hat eher die Hebamme, als mich genervt. An Schmerzmitteln habe ich bei beiden Geburten lediglich Spasmalgam bzw Buscopan bekommen. Bei der Ersten auch Sauerstoff, weil ich ein Kribbeln in den Händen hatte. Ob das nun bei der dritten Geburt genauso glimpflich abläuft, kann keiner sagen. Vom bisherigen Verlauf spricht jedenfalls nichts dagegen. Und eigentlich habe ich auch nichts gegen Ärzte, die dann „mal gucken“ kommen, ob alles in Ordnung ist. Meine Hoffnung war, dass ich in diesem „Hebammengeführten Kreißsaal“ nicht auf meine alten Bekannten aus Ausbildungstagen treffen werde. Diejenigen, die jede Frau auf den Rücken ins Bett verfrachten, weil sie körperlich nicht in der Lage sind, sich zu bücken oder auf die Knie zu gehen. Diejenigen, die in der Leitstelle über die Körperbehaarung und Unterwäsche der Frauen herziehen. Diejenigen, die einfach scheiße zu mir waren. Möchte man sich von denen die Finger in den Körper stecken lassen? Im Zweifelsfall vor deren Augen ins Bett kacken? Wer weiß, vielleicht lästern sie schon über mich ab, weil ich laut töne.
Obwohl ich dort bestimmt 60 Geburten mitgesehen, mitbegleitet habe, konnte ich erst bei Missjö erleben, was eine wirklich gute Hebammenarbeit unter der Austreibungsphase bedeutet. Immerhin hat Hebamme Chr. es geschafft, mich so anzuleiten, dass ich kaum verletzt wurde. Irgendwie kann ich mir keine Hebamme von dort vorstellen, die dazu gewillt und in der Lage wäre.
Nun versuche ich den Gedanken an die Geburt möglichst weit fortzuschieben und versuche mich damit zu beruhigen, dass man ja am Schluss nie weiß, bei welcher (oder welchen!) Hebammen man landet.