Vielleicht ist es tatsächlich besser, in fortgeschrittenem Alter mit dem Kinderkriegen anzufangen. Da fällt einem wenigstens nicht auf, wie beschwerlich es von Kind zu Kind wird und wie der Körper unter den Schwangerschaften im Laufe der Zeit leidet.
Während ich vor zwei Jahren mit meinem Sohnemann im Bauch noch munter die Berge rauf und runter gestiefelt bin und regelmäßig mit dem Mountainbike durch den Wald gegurkt bin, laufe ich nun wie eine verkalkte Waschmaschine im Schongang eine kleine -wirklich minikleine- Gassirunde mit meinem armen alten Hund an zugigen Feldern vorbei. Der Wind gibt meinem Ischias den letzten Rest und wenn ich mich dann zu Hause aufs Klo schleppe, um meine Pennälerblase zu leeren, schaut mich im Badspiegel ein schmerzzerfurchtes Gesicht an.
Eine Laufradrunde mit Missjö grenzt an Kindeswohlgefährdung, da ich körperlich nicht in der Lage wäre, ihm im Zweifelsfall hinterher zu spurten. Meine Beschleunigung beträgt so um die 2 km/h pro 5 Minuten. Ungefähr im selben Tempo schaffe ich es, mich morgens hüftabwärts anzuziehen. Und weil ich so ein Jammerlappen bin und Zeit meines Lebens durch körperliche Leistungsfähigkeit gesegnet war, schlägt mir mein Zustand mächtig auf´s Gemüt. Zu den ständigen Schmerzen gesellen sich jetzt auch noch Schlafstörungen. Was meine Beine tagsüber nicht laufen können, wollen sie offensichtlich nachts nachholen. Obwohl ich nachmittags wie gerädert bin, liege ich dann nervös im Bett und habe das Gefühl mich selbst zu erdrücken.
An manchen Tagen geht es mir psychisch nun wieder richtig schlecht. Das hängt sicher mit vielen Faktoren zusammen. Bisher habe ich gehofft, mein Mann würde eine neue Stelle finden, damit ich nicht vor die Entscheidung gestellt werde, nach wenigen Monaten Elternzeit wieder arbeiten zu müssen. Nun kurz vorm Geburtstermin, muss ich einen Entschluss fassen. Fakt ist, dass er direkt nach Auslaufen seiner Übergangszahlung Elterngeld beantragen wird. Dann ist er erstmal 2 Monate „safe“. Ob ich dann aber bereits nach dem 6. Lebensmonat wieder rausfahre und er die restliche Zeit zu Hause bleibt, ist fraglich. Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er in der Lage wäre, meine Aufgaben zu übernehmen. Das Ende vom Lied wäre entweder das totale Chaos oder das totale Chaos und mein Burn-out. Also keine rosigen Aussichten bisher…
Immerhin, Madame Ottilie geht es -den letzten Untersuchungen zu urteilen- gut. Die Gewichtsschätzung vom 22.12. in der Uni ergab ca. 2000 g. Im Gehirn konnten keine auffälligen Strukturen erkannt werden. Größe und Kopfumfänge sind wieder mal eher unterdurchschnittlich, aber dennoch zeitgerecht. Ich wundere mich jedesmal, dass meine Kinder mit ihren Werten noch nicht mal auf der Skala liegen, aber trotzdem als „normal“ eingestuft werden. Aber wahrscheinlich liegt das daran, dass die „Proportionen“ zueinander passen. Da gibt es ja diese Werte Abdomen zu Kopfumfang und da passt es dann wieder.
Mir bereitet es nun doch Kopfzerbrechen, wie es mit der Geburt in der „Pandemie“ aussehen wird. Laut Aussage von Prof. S. müssen unsere Covid-Abstriche (Schnelltest) zu Geburtsbeginn negativ ausfallen, damit der Partner mit in den Kreißsaal darf. Soll heißen, ist mein Mann positiv, wird er heimgeschickt und ich muss ohne ihn entbinden. Sollte nur ich positiv sein, darf ich nach Hause in Quarantäne und mein Mann kann den Scheiß ohne mich machen…Nicht! 😀 War nur ein Vorschlag von mir. Selbst dann müsste ich ohne ihn entbinden, was ich schon wieder absolut unlogisch finde. Nach der Geburt dürfte ich normal stillen…aber, was ich nun nicht gefragt habe, ist, wo ich mich dann aufhalten müsste. Würde ich zwei Wochen im Krankenhaus interniert? Und wenn ja, wo? Auf der Wöchnerinnenstation? Auf einer Covid-Station ohne Wöchnerinnenausstattung?
Fakt ist, auf der Entbindungsstation gibt es keinen Besuch. Ganz egal, für wie lange man dort ist. Und da kann man nur hoffen und beten, dass man körperlich fit ist. Denn so wie ich das bisher von dieser und vielen anderen Entbindungsstationen kenne, ist frau ohne Besuch aufgeschmissen, wenn sie sich nicht selbst helfen kann.
Eine ambulante Geburt wäre also die perfekte Lösung…sofern es nicht wieder so endet, wie bei Missjö…mit Verdacht auf Neugeboreneninfektion, Antibiose und stationärem Aufenthalt für etliche Tage. Mein Test auf Streptokokken war heute jedenfalls NEGATIV! Yeah! Die CMV-Infektion schwebt aber weiterhin im Raum und was das betrifft, bin ich mir echt nicht sicher, ob man mich ambulant gehen lassen würde. Das Ergebnis der Nabelschnurblutuntersuchung wird einen Tag (oder länger?) brauchen und vielleicht wollen sie schnell einen Hörtest bei Ottilie machen.
Es gibt also noch ein paar Fragen zu klären, bevor sich Nummer drei auf den Weg machen darf 😉