Die scheint der kleine Mann derzeit anzuhaben und es wird Zeit, seine Meilensteine zu dokumentieren, bevor sie im Alltagsstress die Erinnerungsklippen hinab stürzen.
Pünktlich zu Halloween bekam Missjö seine Vampirzähne. Natürlich nicht über Nacht, das wäre tatsächlich Grund zum Gruseln gewesen. Über einen Zeitraum von ca 4 bis 6 Wochen sind alle Zähne durchgebrochen. Danach blieben die nächtlichen Schreiattacken beinahe komplett aus. Vor ca vier Wochen musste ich noch einmal zu einem Schmerzzäpfchen greifen, da er auch nach einer Stunde Schreien nicht zu beruhigen war.
Nachdem wir eine Nacht in der Notaufnahme verbringen mussten, weil sich der kleine Mann aus dem Boxspringbett gerollt hatte, schläft er nun in seinem Knastbett ein. Oft verbringt er dort die gesamte Nacht bis zum nächsten Morgen. Nur manchmal muss eben noch mit Mama gekuschelt werden. Ich versuche ihn gegen halb acht bettfertig zu machen. Nach Zähneputzen und Geschichte bekommt er noch eine Flasche Milch und schläft damit ein. Ich warte meistens im Zimmer und lese im Kindl bis nur noch ein regelmäßiges Schnaufen zu hören ist. Morgens wird er zwischen vier und fünf quengelig. Dann bekommt er seine Morgenflasche. danach schläft er bis 7 oder -ganz selten- bis 8.
Ziel ist es, ihm in den nächsten Monaten die Abendflasche abzugewöhnen. Wahrscheinlich wäre es besser, das Ganze noch vor Geburt der kleinen Schwester über die Bühne zu bringen. Danach habe ich wahrscheinlich drei Jahre keinen Nerv mehr dazu.
Sprachlich macht er seit ein paar Wochen riesige Sprünge. Jeder Passant wird nun mit einem freundlichen „Hallo“ begrüßt. Immer und immer wieder…Weniger deutlich, aber dennoch unverkennbar sagt er „au“ (auch), hei (heiß), nich (geht nicht), Ei, Ei (Eis), eiiiiiii (Steicheln), Pipi, Baby, Bu (Buch), Uh uh (Eule), Mau (Katze), K´kau (Kakao), Miich (Milch), Te (Tee) . Und die wichtigsten Worte sind ihm natürlich ebenfalls geläufig: Maaaaaaaaaama und Papa. Daneben hat er sich ein paar lustige Gesten abgeguckt. Das beste war der erhobene Zeigefinger begleitet von einem „oh oh oh“. Lustig ist auch sein Schulterzucken, wenn er etwas nicht weiß oder nur so tut. Oder, wenn er am Tisch sitzt und seinen Kopf in beide Hände stützt.
Kognitiv ist er -wie ich finde- extrem aufmerksam. Er versteht viele Dinge und führt tatsächlich kleine Aufträge aus. Wenn ich ihm zum Beispiel sage, er soll seiner Schwester ein Stück von dem geschnittenen Apfel bringen, dann stiefelt er los und gibt ihr was ab. Bei Gummibärchen fällt es ihm schon schwerer. Wenn sie nicht sofort zugreift, dann verschwinden sie im eigenen Mund.
Er ist überhaupt ein Süßschnabel. Da muss ich ihm und allen Verandten, die das merken, Einhalt gebieten. Umso schlechter wird dann natürlich zu den Hauptmahlzeiten gegessen. Typisch für das Zweitgeborenen, geht er auch einfach selbst auf Süßigkeitenjagd, wenn wir ihm nichts geben. Dann grast er alle Stellen ab, an denen er genau weiß, dass die große Schwester dort ihre TicTacs oder Lutscher liegen lässt.
Und ebenfalls typisch für ein jüngeres Geschwisterkind, lässt er sich die Butter nicht vom Brot nehmen. In der Kita ist er bei den Erzihern nach wie vor beliebt. Mittlerweile gibt es aber auch schon heftige Auseinandersetzungen mit anderen Kindern. Ich muss regelmäßig im Unfallbuch unterschreiben, dass er wieder gebissen wurde. Und manchmal entdecke ich zu Hause beim Wickeln noch die eine oder andere Kneif- oder Bissstelle. Ob er selber ein Beißer ist, bin ich mir nicht sicher. Ich hoffe, die Erzieher würden mich im Fall der Fälle informieren. Mir ist bisher nur aufgefallen, dass er Zähne zeigt, wenn das kleene Froillein ihn drangsaliert.
Corona sei Dank ist nun in der Kita der Elternabend ausgefallen. Im vorauseilenden Gehorsam wurde bereits zwei Wochen vor Verkündigung des Lockdowns alles abgesagt. Nun muss ich noch ein paar Wochen auf ein Entwicklungsgespräch warten. Ich muss sagen, dass es wirklich frustrierend ist, kaum zu wissen, was dort hinter der Garderobe abläuft. Die Bezugserzieher sind auch selten für ein Gespräch greifbar. Ich weiß noch nicht mal, wo sich der Gruppenraum befindet, geschweigedenn, wie die Räumlichkeiten gestaltet sind. Auch, welche Kinder in seine Gruppe gehen und wer die dazugehörigen Eltern sind, ist mir vollkommen schleierhaft.
Nervig finde ich auch, dass er nicht mit Stoffwindeln gewickelt werden kann. Ich dachte, das wäre eine generelle Abmachung unter den hiesigen städtischen Kitas. Wie ich nun von einer anderen Mutter gehört habe, ist es aber in ihrer Einrichtung möglich. Dafür gibt man sich in unserer Kita große Mühe, die Kinder trocken zu bekommen. Dank deren Hilfe, geht Missjö jetzt gerne aufs Töpfchen und pullert mitunter eine stattliche Menge. Von Trocken ist er zwar noch meilenweit entfernt, aber immerhin ist ein Anfang gemacht.