Schulstart

Am Samstag war es soweit: Das kleene Froillein wurde eingeschult. Die Woche zuvor, versuchte ich, ihr noch ein paar nette Ferientage zu gestalten. Wir waren drei Tage an der Nordsee auf einem Bauernhof mit Ponyreiten, im Kino und Sportschuhe shoppen. Mehr war dann zeitlich und coronisch nicht drin. Auf viele Aktivitäten hat man ja schon im vorherein keine Lust mehr, wenn man sich erst durch einen willkürlich festgelegten Wust von Regeln arbeiten muss.

Zum Ende der Woche arteten dann die Schulvorbereitungen auch in Stress aus. Die Kommunikation zwichen Schule und Eltern ist echt grottig. Seit unserem Umzug in die alte neue Heimat, gab es keinen einzigen Elternabend. Nicht einmal wurde über das kommende Schuljahr mit mir persönlich gesprochen. Ich bekam einen Brief, in dem der Bücherzettel und die Materialliste enthalten war. Warum ich allerdings nur ein Ethikbuch bestellen konnte, obwohl ich das Froillein für Religion eingetragen habe, ist bis heute unklar. Die Materialliste umfasste drei Seiten und ich habe erst erfahren, was „ungummiertes Buntpapier“ ist, als ich gummiertes gekauft hatte. Während unseres Nordseeaufenthalts am Montag erreichte mich dann eine WA-Gruppennachricht, dass ein Brief angekommen sei, in dem wir Eltern aufgefordert werden, die Materialien am Donnerstag und Freitag in der Schule abzugeben. Zu Hause erwartete ich, die Post aus dem Briefkasten zu fischen. Leider bekam ich nie einen, denn die Klassenleiterin hat die Briefe im Hort abgeben. Klar, dass der während unserer Urlaubswoche nicht ankommt. Wir wohnen schließlich nicht im Hort.

Über den Ablauf der Einschulung wurden wir Wochen zuvor in einem zweiten Brief informiert. Da allerdings nicht kar war, ob die Kinder mit Ranzen kommen sollen, fragte ich unseren Nachbarn, dessen Sohn ebenfalls eingeschult werden sollte. Er meinte dann, nee, den Ranzen hat er doch mit dem ganzen Material abgegeben. Es sollte schließlich AAAAALLES in der Schule abgegeben werden! Ich wunderte mich dann schon etwas, weil mir ja noch einleuchtet, weshalb Bücher und Portfolio dort bleiben können, bei den Schulheften finde ich es schon komisch – aber wozu man einen Ranzen in der Schule lassen sollte, ergab für mich überhaupt keinen Sinn. Dann hätte ich das Froillein auch mit einem Jutebeutel ausstatten können. Es stellte sich heraus, dass mein Nachbar nicht der einzige war, der diesem Irrglauben erlegen war. Die gesamte Materialliste war noch einmal an den letzten Brief angeheftet worden und da muss wohl der Ranzen mit drauf gestanden haben.

Am Samstag fand dann die Einschulungsfeier in traurig abgespeckter Version mit wenig Kindern und Begleitpersonen im Hortgarten statt. Dass überhaupt etwas stattfinden konnte, haben wir der Hortleiterin zu verdanken, die auch die einzige Person ist, die uns Eltern über den Stand der Dinge auf dem Laufenden hält. Normalerweise ist eine Einschulung im Osten ein riesen Brimborium. Es kommen Verwandte und Freunde, alle Lokale sind ausgebucht, in jedem Garten steht ein Festzelt. Die feierliche Zeremonie findet im Bürgersaal oder der Turnhalle statt, die Zweitklässler haben ein Programm für die Ersten Klassen einstudiert. Nach der Übergabe der Zuckertüten gehen die Kinder gemeinam mit ihrem Klassenlehrer in die Schule und es wird eine erste Unterrichtsstunde abgehalten. Während der ersten Schulwoche kommt der Fotograf und schießt ein hübsches Zuckertüten-Foto für die Grußkarten an die spendable Verwandtschaft.

Diesmal können wir froh sein, wenn wir keine Erinnerung mehr an diese armselige Veranstaltung haben. Die Erstklässler wurden in vier Gruppen unterteilt, verschiedenen Damen hielten kurze, lieblose Ansprachen und hielten es noch nicht einmal für nötig, sich vorzustellen. Es blieb weiterhin unklar, wer mit wem in eine Klasse gehen wird und wer die Klassenleiter sein werden. Nach einer halben Stunde gestammelter Gedichte von zwei Jungs, die geradeso ablesen konnten und Musik aus der Konserve, bekamen die Kinder in dreier Grüppchen ihre Zuckertüten überreicht. Verstörte Eltern versuchten krampfhaft ein verwackeltes Handybild aus 20 Metern Entfernung zu knippsen. Danch das fluchtartige Verlassen des Grundstücks zum Hinterausgang hinaus, um der nächsten Gruppe keimfreien Platz zu machen.

Bis zum Montag trudelten noch weitere WA-Nachrichten ein, in denen sich Eltern nach der tatsächlichen Anfangszeit des Unterrichts erkundigten. Die Informationen im Brief (der mich nie erreichte) und auf der Homepage unterschieden sich nämlich. Glücklicherweise holten wir ein euphorisches Kind aus dem Hort ab. Offensichtlich hat es ihr gefallen. Sie hatte sich auch den Namen der Klassenleiterin gemerkt, nur, in welcher Klasse sie ist, konnte sie mir nicht sagen. Da die Parallelklasse von ihrer Leiterin eine Medaille mit 1b bekommen hat, konnte ich mir denken, dass meine Tochter in der 1a sein muss. So nach und nach erfährt man also ein paar Dinge. Wie die Lehrerin nun aussieht, kann ich allerdings nur mutmaßen. Sie hat wohl bei der Einschulung gesprochen.

Hier noch ein Bild der Zuckertüte, die kaum einer gesehen hat. Der Kolibri ist ein Paper-Piecing von Sugar Baby

Paper-Piecing Kolibri

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