Entwicklungen

Die letzten Wochen sind im Eiltempo voran geschritten. Ende Januar haben wir grünes Licht vom Bauamt bekommen. Nun dürfen wir mit der Errichtung unseres Anbaus am neuerworbenen Haus starten. Kurz darauf bekam ich zwei Einladungen zum Vorstellungsgespräch. Da diese im Abstand von einer Woche in Leipzig stattfanden und ich zwischendurch Termine hatte, musste ich mich zwei mal auf dem Weg machen. Und um eins vorweg zu nehmen: 2800 km völlig für umsonst verfahren.

Das erste Gespräch mit (m)einer potentiellen Regionalverkaufsleiterin verlief wirklich nett. Es war so nett, dass es schon unheimlich war und mich gleich ein ungutes Gefühl beschlich. Sie stellte kaum Fragen, zu meiner Arbeitsweise. Zumindest keine, die ich direkt damit in Verbindung gebracht hätte. Der Fokus schien mehr darauf zu liegen, ob ich ins Team und letzten Endes zu ihr passen könnte. Sie wollte gerne wissen, wie ich mit Stress und Pessimisten umgehe und was mein täglicher Antrieb ist. Bei meinen Antworten stimmte sie mir immer eifrig zu und meinte, ja genau, so hätte sie das auch beantwortet. Sie wollte auch gerne wissen, welche Erwartungen ich an meine Vorgesetzten hätte. Es war also ein nettes Geplänkel, indem ich raushörte, dass im Team ein missmutiger Sachsen-Anhaltiner arbeitet, der einen runter zieht, außerdem war von „Alphatieren“ die Rede, die sie von ihrem hohen Ross runterholen müsste. Daneben entschuldigte sie sich im Voraus dafür, auch mal am Wochenende Emails zu schreiben. Am Schluss stellten wir noch fest, dass unsere Töchter den gleichen Namen tragen. Es war also sehr harmonisch. Was mich allerdings aufhorchen ließ, war ihre Aussage, die Firma hätte den ersten beiden Kandidaten, mit denen sie vor ein paar Tagen schon ein Interview geführt hat, Bescheid gegeben, ob sie in der nächsten Runde sind. Außerdem wiederholte sie immer wieder, wie schwer die Entscheidung werden würde. Sehr seltsam, sich schon für oder gegen Bewerber zu entscheiden, wenn man die anderen noch gar nicht angehört hat. Also war für mich klar, dass sie bereits jemanden ausgewählt hat, den sie in ihr Team holen möchte. Nun musste sie eigentlich nur noch einen Bewerber finden, der die Aufgabe im zweiten Gespräch mit Sicherheit vermasseln würde. Mir quittierte sie sogleich, ich als Biologin würde das zweite Gespräch ja mit Sicherheit meistern, da es da um die Auswertung einer Studie ginge. Eine Woche später bekam ich die Absage über meinen Arbeitsvermittler. Ich sei zu wissenschaftlich und zu wenig „Hardseller“. … Okay…die Ansprüche im Außendienst an die Bewerber werden auch immer geringer. Während man früher am besten noch promoviert haben sollte, reicht es heutzutage, im Aldi ne kaufmännische Ausbildung gemacht zu haben. Schließlich verkauft man ein hochaggressives Rheumamittel wie saure Drops.

Auch beim zweiten Gespräch traf ich auf meine potentielle neue Chefin. Sie schien ein komplett anderer Typ zu sein. Weniger Wellness, mehr Burnout. Da fiel es mir schon leichter in die Rolle der eifrigen niemals schlafenden Pharmaberaterin zu schlüpfen, die keine Freizeit, Freunde oder Familie braucht. Jedoch war das Gespräch nach meinen ersten drei Sätzen schon gelaufen. Als ich sagte, dass ich im Gebiet Freiburg arbeite, stutzte sie. „Wie? Sie meinen in Freyburg Sachen-Anhalt?“ Offensichtlich hatte ihr meine Arbeitsvermittlerin nicht mitgeteilt, dass ich die Region wechseln will. Im Lebenslauf stand es auch nicht, da ich von der Arbeitsvermittlung gebeten wurden bin, einen Lebenslauf aufzusetzen, der meine neue Adresse enthält. Sie erklärte mir, sie würden großen Wert auf bereits bestehende Kundenkontakte legen. Insgesamt führte sie das Gespräch sehr professionell weiter. Zum Schluss verabschiedete sie sich mit: „Alles Gute für Sie.“ und mir war klar, dass es eine Absage werden würde.

In der Zwischenzeit erhielt ich von meiner Firma ein Vertragsangebot, mit einer Reduktion auf 80% und 8% mehr Gehalt. Gleichzeitig erzählte mir eine Kollegin von der Verabschiedung eines Mitrabeiters in den Ruhestand, der das Gebiet in Sachsen-Anhalt betreut. Ich ließ den Änderungsvertrag von meinem Anwalt prüfen und fragte ihn, ob es sinnvoll wäre, nach einem Gebietswechsel zu fragen. Schließlich hatte mein jetziger Chef mich gewarnt, ich solle nicht so laut über meine Umzugspläne sprechen, sonst würde mir die Firma erst recht nicht entgegen kommen. Mein Anwalt machte mir allerdings Mut und meinte, die Frage würde überhaupt nichts an meinem Anspruch auf meine Stelle ändern. Vielmehr sollte ich es so verkaufen, als würde ich der Firma entgegen kommen wollen. Außerdem empfahl er mir, mich direkt an den Oberboss vom Außendienst zu wenden. Einen Tag später nahm ich allen Mut zusammen und rief ihn an. Und tatsächlich schien er sich zu freuen, dass ich ihm dieses Angebot unterbreitet habe. Einen Tag später bekam ich die Gebietskarte und die Vertragsbedingungen mit möglichen Startterminen in einer Mail mitgeteilt. Ich habe zugesagt. Nun heißt es eigentlich nur noch Kisten packen….

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