Konsum erstickt

Am Wochenende hatte ich meine Flohmarkt-Defloration. Und wie es sich für ein Erste Mal gehört, war es ordentlich frustrierend. Der kleine Ort in dem ich lebe hat einen Haus- und Hofflohmarkt ausgerichtet und ich dachte, das wäre die Chance mit relativ wenig Aufwand, endlich die unzähligen Kisten Mädchenkleidung vom Speicher zu bekommen. Weit gefehlt! Am Schluss saß ich in einem riesigen textilen Chaos und hatte so gut wie nichts verkauft. Ein Problem waren die geringen Besucherzahlen und unter den Kunden befanden sich hauptsächlich Verschimmelte, die ihre fruchtbaren Jahre weit, sehr weit hinter sich gelassen hatten und allerhöchstens für die Enkel nach Sachen suchten.

Der Ausrichter des Flohmarkts legte kaum Wert darauf, im Vorfeld für die Veranstaltung zu werben. Dafür haben sie von jedem 10€ „Standgebühr“ kassiert. Als Gegenleistung gab es einen Punkt auf einem verpixelten Stadtplan, damit die Besucher das Haus finden…und zwei Fackeln zur Beleuchtung zur späten Stunde. Die hätte man sich auch sparen können. Ab Einbruch der Dunkelheit kam eh keiner mehr zum „Nachtflohmarkt“. Man muss sich ja auch nicht einbilden, hier im Süden Deutschland hätte man „weiße Nächte“ wie in St. Petersburg oder Bullerbü.

Ich bin momentan echt ratlos, wohin ich mit den ganzen Sachen soll. Über ebay-KA und Mamikreisel meldet sich überhaupt niemand und dieses erste Flohmarkterlebnis war fürchterlich frustrierend. Dabei habe ich gut erhaltene Sachen, teilweise Marken angeboten. Die ersten Sommersandalen der Großen waren von Kickers und wie neu. 4€ habe ich dafür bekommen…

Wenn ich auf die paar Kröten verzichte  und das Zeug spende, befürchte ich, dass die Sachen in Entwicklungsländern landen und den dortigen Textilmarkt zerstören. Ich bin kurz davor, alles in die graue Tonne zu werfen ( was mich dann noch Entsorgungsgebühren kosten würde.)  Tatsächlich habe ich im Bekanntenkreis niemanden, der mit den Sachen etwas anfangen könnte. Zwei Freundinnen haben Mädchen, die 6-9 Monate jünger sind. Da passt es teilweise schon von der jahreszeitlichen Verschiebung nicht. Außerdem wohnen die beiden zu weit weg und ich müsste ständig Pakete hinschicken. Meine Nichte trägt zum leidwesen meiner Schwägerin die ollen Klamotten ihrer drei Brüder auf….bei ihr beißt man mit Kleidchen und farbenfrohen Shorts auf Granit.

Wirklich bedenklich, wieviel sich nun nach nur einem Kind und fünf Jahren auf dem Dachboden an Kisten stapelt. Nun wäre es sinnvoll, die Konsequenzen zu ziehen und weniger zu konsumieren. Drei T-Shirts, zwei Shorts, drei Leggins, sieben Schlüppis usw. reichen doch…oder? Nein, leider nicht. Damit bekomme ich erstens keine Waschmaschine voll, die dann alle paar Tage laufen müsste und wenn wir verreisen, dann hätte das kleene Froillein ab Tag drei vermutlich nur noch einen Schlüpfer an. Oder wenn ich bedenke, wie oft ich sie als Baby umziehen mussten, weil sie gespuckt hat, wie ein aktiver Vulkan auf Hawaii oder sich bis in den Nacken mit Muttermilchstuhl eingeseift hat. Verzichten ist also schwierig.

Klar, selbst Secondhand zu shoppen, wäre eine Möglichkeit. Tatsächlich schaue ich für Spielzeug, Fahrgerätschaften und Umstandsmode gerne auf Ebay-Kleinanzeigen vorbei. Was Kinderkleidung betrifft, hatte ich die besten Vorsätze, nur auf Flohmärkten danach zu suchen. Ich scheiterte allerdings am Temperament meiner Tochter, die wie ein Hurricane über die Stände jagde und ich mir damit nur böse Blicke einhandelte. Also endete ich regelmäßig bei Ernstings und HundM in der Mittagspause oder Abends bei Limango.

 

 

5 thoughts on “Konsum erstickt”

  1. Hallo, ich versuche mal einen Kommentar zu schreiben. Finde das schwierig hier. Ich würde dir empfehlen die Sachen bei Ebay ab 1 Euro reinzusetzen und schon oben in der Zeile Markennamen nennen. Bekommt man zwar auch nicht viel von, aber das gute Gewissen, das ein anderes Kind noch was von hat. Soziale Einrichtungen (SKF, Diakonie) freuen sich auch über Kinderkleidung. Schöne Grüße 🙂🦋

    1. Schön, von dir zu hören 😊
      Meine Preisvorstellungen gingen kaum über einen Euro hinaus 😣 trotzdem nix verkauft…
      Aber ich denke, das liegt wirklich an der Unübersichtlichkeit. Es gibt so viele, die Kistenweise Babysachen anbieten…da weiß man ja kaum wo man anklicken soll…und hier in der Gegend ist der Secondhand-Markt echt schlecht…wenig Verkäufer, kaum Interessenten…

  2. Wie unterschiedlich doch die Erfahrungen sind. Hier gibt es massig Kinderrbasare, im Frühjahr/Herbst fast jedes Wochenende und teilweise in riesigen Hallen, sodass man Schlange stehen muss, um reinzukommen oder zu bezahlen.

    Interessant finde ich übrigens die „Erkläungen“ von Mamas, warum sie nicht selbst secondhand shoppen (es liegt sicher nur zumTeil an deinem Wildfang😉)… aber das ist ja nicht schlimm, irgendjemand muss die Sachen ja auch neu kaufen, sonst gäbs ja auf den Märkten nix 😘.

    LG und weiterhin viel Spaß beim shoppen

    1. Ich hab bisher tatsächlich keine guten Flohmarkterfahrungen gesammelt. Es war immer massig voll und das Froillein hat eigentlich immer den Unmut der Verkäufer auf sich gezogen, indem sie alles anfasste und wegschleppte. Mittlerweile ist es besser geworden, dafür gehen wir nun von jedem Flohmarkt mit irgendeiner verfilzten Barbie heim…es macht mir echt keinen Spaß! 😣 und wenn mir am Wochenende mal jemand das Kind abnimmt, dann gehe ich lieber Mountainbiken oder nähe…die first-hand-Geschäfte kann ich dafür bequem wochentags nach Klamotten abklappern, während sie in der Kita ist.
      Aber wie gesagt, Ebay-Kleinanzeigen finde ich spitze und da habe ich auch schon gute Sachen gekauft. Wenn ich was ganz spezielles Suche, wie Walkoverall oder Umstandskleid, dann finde ich auch das passende. Bei so schwammigen Klamottenvorstellungen ist mir das Angebot aber zu unübersichtlich…und das wird wohl auch der Grund sein, weshalb ich die Babysachen da nicht loswerde…🤔😁

      1. Dass du deine wertvolle Freizeit lieber anderweitig nutzt, kann ich total verstehen und ehrlich gesagt, ist es wohl auch vernünftiger als auf unnützen Flohmärkten abzuhängen.

        Hier sind die ganz anders organisiert: man gibt vorher alle Kleidung/Spielzeug ausgepreist ab. Beim Verkauf gibt es dann Tische und Kleiderständer nach Größen sortiert. So geht das Suchen super fix und ab 68 ist auch nimmer so viel los an den Tischen, da ist man fix fertig. Und man spart sich lange Preisverhandlung oder eben böse Blicke der Verkäufer 😉..

        Auf klassische Flohmärkte geh ich nämlich auch nicht! 😁

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