Oxytocin -Fluch und Segen

In letzter Zeit frage ich mich, warum es mir beim zweiten Kind so viel leichter fällt, Mutter zu sein. Klar, es ist eben das zweite und – abgesehen davon, dass Missjö viel weniger schreit, mein Körper und Geist bedienen sich der Erfahrung aus der ersten Schwangerschaft, Geburt und Mutterwerdung und „wissen“ bewusst und unbewusst, wie das alles von statten geht. Die Geburt des kleenen Kerls war so viel leichter und ich war danach topfit…nun ja, ich konnte zumindest ein paar Schritte gehen. Ganz bewusst habe ich mich dem Einfluss und Gefasel der Schwestern von der Entbindungsstation entzogen und habe ambulant entbunden. Das hat sicher dazu beigetragen, dass ich mich beim Stillen weniger unter Druck gesetzt habe. Tatsächlich kam der Milcheinschuss beim zweiten Kind aber 24 Stunden früher als beim ersten. Und auch meine Brüste machten deutlich weniger Probleme. Bis zum Ende unserer Stillbeziehung, hatte ich beim kleenen Froillein mit Milchstau und Schmerzen zu kämpfen. Am Schluss entwickelte sich sogar eine Milchzyste, die mir noch Jahre später Probleme bereitete. Beim Zweiten läufts einfach. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Könnte der schwierige Start auch mit dem Oxytocin-Tropf zu tun gehabt haben, der mehr als sechs Stunden in mich reintröpfelte? Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass das Bindungs- und Stillhormon negative Auswirkungen auf die Stillbeziehung haben kann. Es soll zur Abschwächung des Such- und Saugreflexes beim Neugeborenen beitragen und auch zu Störungen des Milchspendereflexes beitragen. Könnte es auch die Ursache dafür gewesen sein, dass bei der Geburt des kleenen Froilleins die typischen Glücksgefühle ausblieben? Studien gehen davon aus, dass die Gabe des synthetischen Oxytocins unter der Geburt das Risiko für Angsstörungen und postpartale Depressionen erhöht.

Während der zweiten Entbindung bekam ich kein Oxytocin. Auch nicht, als die Plazenta geholt wurde. Ich fühlte mich nach der Geburt viel glücklicher, das Baby war entspannter, stellte sich beim ersten wie auch beim späteren Anlegen gut an, ohne hysterisch zu werden, der Milcheinschuss setzte bereits nach 48 Stunden ein, ich hatte bisher keinen Milchstau, das Baby entwickelte sich nicht innerhalb von 24 Stunden zum Schreikind, ich fühle mich insgesamt zufriedener und ausgeglichener.

Schlussendlich wird es nie DIE eine Antwort geben, weshalb es beim kleenen Froillein eskalierte, sie zum Dauerschreikind und ich zum Zombie wurde. Ich würde jedoch jeder Frau empfehlen auf Oxytocin unter und nach der Geburt zu verzichten, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.

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