Gerade bin ich über einen Artikel (Bertha Stein, „Narzissten für Deutschland“ )gestolpert, der mein in sonntäglicher Bräsigkeit wallendes Blut ein wenig in Rage gebracht hat. Die Autorin ist offensichtlich der Meinung, die Regierung hätte die Absicht uns Frauen zu steuerzahlenden Gebärmaschinen zu machen…mit Hilfe von Kleinkindbetreuung, Frauenqoten und Ganztagsschulen. Meine Lebensrealität konnte ich in diesem Artikel nicht wiederfinden. Wenn ich mich hier so umschaue, dann bin ich weit und breit die einzige Frau, die mit Kind Vollzeit arbeiten geht. Schaue ich aus dem Fenster, sehe ich Mutter Nummer 1 mit zwei Kindern im Grundschul- und Teenie-Alter, die spätestens seit Geburt des Zweiten nicht mehr arbeiten war. Ein Blick aus dem anderen Fenster zeigt mir Mutter Nummer zwei mit zwei Kindern im Grundschul- und Kleinkindalter, die ebenfalls nichts mehr in unsere Sozialkassen eingezahlt hat, seit dem Kind Nummer Zwei auf der Welt ist. Beide haben -soweit ich weiß- einen höheren akademischen Abschluss. Aus dem näheren Umfeld kenne ich etliche Frauen, viele studiert mit Kindern über 10 Jahren, die ihre Erfüllung darin finden, den Nachwuchs von einem Termin zum anderen zu kutschieren. Viele haben sogar eine Tochter, die dann auf die Privatschule geschickt wird, mehrere Spachen lernt, ein Musikinstrument sowieso Karate zur Selbstverteidigung. Natürlich sollen die Kindern Abitur machen und später studieren. Auch die Mädchen. Die Frauen, aber auch der Steuerzahlen haben viel Zeit und Geld in die Ausbildung der studierten Mütter investiert, denn studieren in Deutschland kostet. Und das nicht nur die Studenten, sondern uns alle. Sinn und Zweck der Übung ist es, das Geld später von den Akademikern zurück zu bekommen, über Sozialabgaben und Steuern. Leider fallen diese Ganztagsmütter oft auf Lebenszeit als Verdiener aus. Der Mann verdient gut und zum Glück hat Omi das Haus vererbt, in dem nun alle mietfrei wohnen. Die Familienversicherung deckt Vater, Mutter und 2+X Kinder ab. Ein wahres Schnäppchen.
Mir stellen sich nun verschiedene Fragen: Ist es nicht unlogisch seiner Tochter die bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen und gleichzeitig ein völlig widersprüchliches Model zu leben? Wäre das Mädchen dann nicht besser auf einer Hauswirtschaftsschule aufgehoben? Oder dient die Akademisierung nur dem Zweck einen wohlhabenden Mann kennen zu lernen? Mit Fremdsprachen und geisteswissenschaftlichen Thematiken kann man den Herren sicher lange bei guter Laune halten. Vielleicht soll das Mädchen aber auch später kinderlos bleiben und Karriere machen.
Wie sicher sind sich diese Frauen, dass die Ehe hält? Prinzipiell ist die Statistik gegen Vollpension beim Ehemann. Die Scheidungsquote liegt bei ca. 40%, eine Ehe hält im Schnitt etwas weniger als 15 Jahre. Wenn ich also hier die Straße entlang gehe und die Häuser abzähle, dann würde ich der einen oder andere doch raten, sich wieder nach einem Job umzusehen.
Selbst wenn sie zu den Glücklichen gehört, die nicht von ihrem Gatten vor die Tür gesetzt wird oder sie einfach nur die Zähne zusammen beißt, weil sie weiß, dass eine Scheidung ihr finanzieller Ruin wäre, wie werden sich die 2+X Kinder später finanzieren? Nur wenige Eltern schaffen es mit nur einem Einkommen, ihr Eigenheim zu Lebzeiten abzubezahlen. Wenn es dann nicht für die Finanzierung der Pflege „umgesetzt“ werden muss, wird es spätestens nach dem Tod der Alten verkauft, damit das Erbe durch 2+X geteilt werden kann. Je nach Wohngegend kann ein hübsches Sümmchen für jeden übrig bleiben. Sich davon allerdings selbst eine Altersvorsorge schaffen? Schwierig bis unmöglich! Die meisten Alleinverdiener-Eltern werden jedoch kaum was zu vererben haben. Da werden die Kinder dann zur Kasse gebeten, wenn es in die letzte Runde geht. Was machen die Töchter dieser Generation? Sie werden wohl oder übel selbst arbeiten gehen müssen. Wie ist das für eine Frau ohne weibliches Vorbild, den Alltag als arbeitende Mutter zu meistern? Oder werden sie gar keine Mütter, weil für sie die berufstätige Mutter ein Oxymoron ist? Ich weiß es nicht, weil ich es so nie kennen gelernt habe. Jede Frau aus meiner Familie ist einer Arbeit nachgegangen ist.
Und ich glaube, das ist auch die Normalität. Wenn man sich auf der Welt so umsieht, dann sieht man in jeder Kultur arbeitende Frauen. Meine Großmutter war nicht festangestellt bei einer Firma, sie arbeitete in ihrem eigenen kleinen landwitschaftlichen Betrieb, versorgte neben einem Haushalt ohne Geschirrspüler, Waschmaschine und Vileda-Wischmopp noch einen Haufen Hühner und Schafe, baute Tabak, Obst und Gemüse an. Trotzdem hatte sie zwei Kinder daheim. Während meine Oma Rüben verzog, saßen mein Vater und mein Onkel auf dem Feld und haben die Steinchen aus dem Acker geholt oder aus der feuchten Erde Klumpen geformt. Jedenfalls hat meine Oma mit ihnen keine PEKIP-Gruppe und kein Babyschwimmen besucht. Wenn mein Vater später zum Turnen wollte, dann musste er sich aufs Rad schwingen und zur Turnhalle fahren. Für das betreute Leben, wie es unsere nicht-arbeitenden Mütter heute ihren Kindern auf dem silbernen Tablett servieren, war schlicht und ergreifend keine Zeit. Und ich fürchte, das war auch gut so.
Heute glaubt jeder, ihm würde ein Urlaub in der Ferne und zwei mal die Woche Fitnessstudio zustehen. Dazwischen sollte noch Zeit sein, mit einem guten Buch und einem Latte Macchiato in der Sonne zu brutzeln, während die Kinder ihre neunte und zehnte Stunde bei der Mathenachhilfe verbringen. Nein Mädels! Auch, wenn ihr es euch noch so sehr wünscht, die meisten von euch leben ein Luxusleben, was leider für eure Kaste nicht vorgesehen ist. Die Zeit, die ihr vergeudet, euren fast erwachsenen Kindern auf den Geist zu gehen, solltet ihr lieber damit verbringen, eure Schäfchen ins Trockene zu bringen! Versucht wieder ins Berufsleben zu kommen, legt euer Geld vernünftig an, beschäftigt euch mit Anlagestrategien und Altersvorsorge. Wer weiß, wie lange es Flaschenpfand noch geben wird! Und sicher ist es schön, wenn man von eurem Küchenboden essen kann, aber das müssen nur Leute, die sich keinen Tisch leisten können. Und auch der Alte wird nicht verhungern, wenn er Mal keine warme Mahlzeit am Abend bekommt. Auch eure Kinder werden keine post-traumatische Belastungsstörung entwickeln, wenn sie den Bus zum Training nehmen müssen. Falls doch, gibt es sehr gute Therapeuten, denen sie das alles erzählen können. Ich rechne sogar damit, dass sie heilfroh sein werden, von der Schule in ein leeres Heim zu kommen, die Füße hoch zu legen, Musik anzumachen und einfach nichts tun zu müssen. Vielleicht reduziert sich dann auch der Konsum an Nurofen und Paracetamol in eurer Familie.
Natürlich wäre es wunderbar, wenn es eine Wahlfreiheit gäbe. Arbeiten mit Kind: Entweder oder. Aber die gibt es für die meisten von uns nicht und die hat es auch nie gegeben.