„allerdings waren meine Gedanken zu diesem Zeitpunkt bei weitem nicht so geordnet wie deine. Hut ab! Das Tagebuch und die Art wie ihr mit der Situation umgeht finde ich klasse!“
Liebe Nadja, dass meine Gedanken so geordnet erscheinen, kommt nicht von ungefähr. Wir ich bereits erwähnt hatte, haben wir uns auf Empfehlung meiner Hebamme an das Zentrum für frühe Interaktionsstörungen gewandt. Diese Einrichtung ermöglicht Müttern, sich mit ihren Kindern in einer Tagesklinik betreuen zu lassen, sofern eine Interaktionsstörung vorliegt. Bei uns war das jedoch so eindeutig nicht der Fall. Wir haben nun schon einige Gesprächstermine mit einer Psychologin hinter uns und sind zu dem Schluss gelangt, dass ich wohl einfach mit dem Schlafentzug und der Anpassung an einen Mutti-Tagesablauf Schwierigkeiten habe. Eine gestörte Bindung zu meiner Tochter liegt jedoch nicht vor. Bestärkt wurde unser „Fazit“ durch ein Gespräch mit einer Psychiaterin. Diese, selbst Mutter, kennt den ganz normalen Wahnsinn, den eine Frau beim ersten Kind durchlebt. Ich habe ihr geschildert, wie es mir so geht und mit welchen Gedanken und Gefühlen ich mich so konfrontiert sehe. Sie hörte sich das alles an und meinte schließlich, aber das ist doch ganz normal!
Es ist schon erstaunlich, wie ein Kind das Leben von heute auf morgen umkrempelt. Dabei habe ich doch gedacht, mir bzw. uns würde es am allerwenigsten schwer fallen, uns auf ein Leben mit Kind einzustellen. Wir gehen selten abends aus, Treffen mit Freunden finden in einem familiären Rahmen statt, unsere Hobbys und Freizeitaktivitäten schienen mir ebenfalls kinderfreundlich zu sein. Und dann ist das Kleine auf der Welt und plötzlich muss ich feststellen, dass ich selbst zu meinem Langweilerdasein nicht mehr komme. Das Kind schreit natürlich genau dann, wenn etwas interessanten in der Glotze läuft. Es kotzt in dem Moment, wenn man mal kein Spucktuch über der Schulter trägt. Es wird urplötzlich wach, wenn man mit seinem Partner „kuscheln“ will. Meine Hände sind von nun an dazu da, das Kind zu halten, zu streicheln, zu trösten, anstatt Staub zu wischen oder was Kleines zu nähen. Meine Brüste sind keine erogene Zone mehr -sofern sie das je waren, sondern die Nahrungsquelle meiner Tochter. Statt Rockhymnen auf der Gitarre zu schmettern, singt meine Stimme leise Lieder zur Nacht und formt Brabbellaute um die Kleine bei Laune zu halten. Ganz klar, an so eine Umstellung muss sich wohl jede(r) erst einmal gewöhnen. Die Eine ist darin schneller, die andere, so wie ich, tut sich an manchen Tagen damit schwerer. Und letztlich haben wir ja auch viel Zeit uns aufeinander einzustellen.
Zum Thema schlaflose Nächte, kann ich mich heute nur lobend über unsere Kronprinzessin äußern. Diese Nacht hat sie zum ersten mal von 22Uhr bis 6Uhr morgens geschlafen. Acht Stunden dürften ja dann als durchgeschlafen gelten! Nun bin ich mir allerdings nicht sicher, ob ihr Schlafverhalten eine Folge der gestrigen Sechsfach-Impfung oder schon ein erster Schritt weg von den „dummen 3 Monaten“ ist. Sollte es nur eine Impfreaktion sein, nehme ich sie gerne, statt des angedrohten Fiebers und der Unruhe. Tatsächlich sind die vergangenen Tage wirklich sehr ruhig und angenehm verlaufen, nachdem die Hübsche vor etwa zwei Wochen begann, uns wieder mit viel Geschrei und lebhaften Nächten zu quälen. Zu der Zeit hatten wir Besuch und waren viel unterwegs, was die Kleine total aufgerieben hat. Nach ein paar Tagen war der Besuch von Dannen gezogen, aber das schreiende Kind und ein fetter Milchstau blieben. Bis dahin schlief die kleine Madame übrigens immernoch in meinem Bett. Nach einer Nacht mit einer Pobacke auf 10 cm Matratze und der anderen auf dem Holz, habe ich sie dann einfach in ihr eigenes Bett gelegt. Und seit dem sind wir beide viel zufriedener. Sie kann sich jetzt des Nachts austoben, ohne mich ständig anzustupsen. Wenn sie grunzt wie ein kleines Schweinchen, mach ich mir einfach Ohropax rein.
Manchmal,aber nur manchmal kann es so einfach sein 🙂
Hey, das hört sich gut an, schon 8 Stunden. Bin gespannt, wie es hier nach der ersten Impfung am Freitag aussieht. Unser kleiner Mann schafft so um die 4 Stunden.
Und die Gefühle, die du beschreibst, kenn ich, obwohl unser Leben eher nicht ein „Langweiler“Dasein gelebt haben.
Und den Trick mit dem ins eigene Bett legen, musst du mir verraten 😉 Hier wird dann fast nur geweint, bis ich aufgebe.
Ich weiß nicht, ob es da einen Trick gibt, der allgemein anwendbar ist. Ich habe es einfach immer wieder versucht, sie in das Kinderbett zu legen. Mal direkt am Abend, mal erst in den frühen Morgenstunden, mal zum „Mittagsschlaf“. Es gab etliche Fehlschläge ehe sie sich damit wohl gefühlt hat. Und ich muss sagen, dass wir schließlich beide die Nase voll vom Familienbett hatten. Ich hatte keinen Platz und die Kleine war immer total nervös, so dicht an der duftenden Milchquelle 😉 Da war das nun für uns einfach die beste Möglichkeit. Jetzt kann sie strampeln, mit den Armen rudern und wenn es mir zu „laut“ wird, dann mach ich mir Ohropax rein. Dadurch nehme ich sie nicht bei jedem kleinen Jammern raus.
Achso, vielleicht gibt es doch noch einen Trick: Am Abend stille ich, danach schläft sie entweder direkt in meinen Armen ein oder ich setz mich mit ihr in den Schaukelstuhl bis sie schläft Dann leg ich sie ins Bett.
Vielleicht darfst du diese Nacht ja auch mal länger schlafen. Ich drück die Daumen!
Hey, vielen Dank! Wir werden es sicherlich auch einfach immer wieder probieren müssen. Manchmal habe ich aber einfach keine Kraft dazu, vor allem abends, wenn ich eh müde bin. Wenn es ausnahmsweise mal klappt, dann schläft er aber auch nicht länger als 2 Stunden allein. Und das auch nur, wenn er vorher schon auf mir geschlafen hat. Mal schauen, wie es in 2 Wochen wird, wenn mein Mann auch zuhause ist.
Heute werde ich hoffentlich besser schlafen, denn ich „darf“ wieder eine Nacht auf dem Sofa verbringen 😉