Es muss nicht immer Schambein sein

Am Montag habe ich mich aufgrund der mysteriösen Bewegungsschmerzen aufgemacht, ihre Ursachen zu erkunden. Mein erster Weg führte mich zu meinem Hausarzt. Dort ist es immer schön leer, man kommt fix dran und er nennt sich schließlich „Sportmediziner“. Nun, nach meinem Besuch, ist mir zwar umso klarer geworden, weshalb es dort immer so schön leer ist, was ihn jedoch veranlasst hat, sich „Sportmediziner“ zu nennen, bleibt mir nach wie vor ein Rätsel. Wahrscheinlich, weil er mir jedes Mal, wenn ich mit Schmerzen im Bewegungsapparat zu ihm komme, dazu rät, mich sportlich zu betätigen. Über konkrete Übungen schweigt er sich im Allgemeinen aus und ich bin  nie sicher, ob sich die sportiven Aktivitäten auf Biathlon im Ersten beschränken oder der Patient selbst tätig werden soll. Mein Mann geht jedenfalls gerne zu ihm und scheint seine Hinweise so zu interpretieren, wie die meisten Männer sich ihr tägliches Sportprogramm vorstellen. So habe ich also die Praxis mit der Information verlassen, ich solle ein bisschen Schwimmen gehen und Schwangerschaftsgymnastik machen. Ansonsten sei für da unten rum eher meine Gynäkologin zuständig, zumal ich ja sowieso schwanger bin. Zu Hause habe ich dann auch bei ihr angerufen und sie riet mir, mein Schambein einem Orthopäden vorzustellen. Dann habe ich erst mal ein bisschen geheult. Denn so langsam habe ich von dem ständigen Rumgehänge in Arztpraxen die Schnauze gestrichen voll. Gut, ich bin ja selber Schuld. Schließlich könnte ich die Schmerzen einfach ignorieren. Noch besitzen sie eine Intensität, die durchaus erträglich ist. Meine Gedanken reichen jedoch ein wenig weiter, als bis zur nächsten Häuserecke und so gerate ich ein wenig in Panik, wenn ich an Symphysenlockerung, Bettruhe, Symphysenriss und Kaiserschnitt denke. Dass das Heparin, was ich täglich spritzen muss, zur Auslösung von Calcium aus meinen Knochen beitragen kann, macht es nicht besser. Daher habe ich mich am nächsten Morgen im Dunkel des winterlichen Morgengrauens zum Orthopäden begeben. Vorher habe ich mich mental auf ewiges Rumsitzen und Warten eingestellt. Ich packte mir also ein paar Bonbons gegen den Hungertod ein und lud mir noch eine kurzweilige Spiele-App aufs Handy. Schließlich soll es schon Schwangere gegeben haben, die im 6. Monat zum Orthopäden fuhren und mit Baby im Arm die Praxis wieder verlassen haben. Umso erstaunter war ich dann, als ich nach gerade einmal 15 Minuten (!!!) aufgerufen wurde. So kurz habe ich in Hamburg selbst mit Termin noch nie im Wartezimmer gesessen. Ich hatte noch nicht mal die Freundin bis zu Ende durchblättern können. Jetzt weiß ich immer noch nicht, welcher Mascara mit Katzenpussy-Haaren meine Wimpern voller erscheinen lässt!

Der Herr Orthopäde drückte dann hier und da an mir rum und ich musste auch selbst nach hier und da drücken. Schlussendlich kam er zu der Diagnose: Adduktorentendopathie! So eine phonetisches Horrorwort lässt mein kleines Hypochonderherz höher schlagen. Grob übersetzt handelt es sich bei mir also nicht um eine Symphysenlockerung, sondern um eine Überlastung der Sehne des linken Oberschenkels, die am Schambein ansetzt. Dagegen bekomme ich jetzt Physiotherapie. Auch die Physiotherapeutin hat meine Symphyse noch einmal getestet und konnte keine Lockerung feststellen. Jetzt bin ich erst mal beruhigt.

Schmerzen in Schambeingegend müssen also nicht zwangsläufig mit einer übermäßigen Symphysenlockerung einhergehen. Wer dennoch betroffen ist, kann auch einmal ein homöopathisches Mittel probieren, auf das ich in einem Forum gestoßen bin. Es nennt sich Cartilago comp und unterstützt – anders als das häufig empfohlene Symphytum; bindegewebige, knorpelige Strukturen.

2 thoughts on “Es muss nicht immer Schambein sein”

  1. Magst Du mir den Namen des Arztes verraten? 🙂 Falls mein Zipperlein auch noch schlimmer werden sollte, würd ich den nämlich dann vlt. aufsuchen…;). Danke! 🙂

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