Von Brüsten und Symphysen

Als mir vergangene Woche mein erst zu Beginn der Schwangerschaft gekaufter BH böse Druckstellen auf die Brust gezeichnet hat, habe ich mir ein Herz gefasst und mir wieder ein paar neue Büstenhalter bestellt. Diesmal wollte ich das ganze ein wenig professioneller angehen und habe zum ersten Mal zum Maßband gegriffen, um meine tatsächliche Körbchengröße zu ermitteln. Denn tatsächlich werden 90 % aller Busen von ihren Trägerinnen unter miserablen Umständen, in viel zu engen Behausungen, gehalten und gequält. Dabei hat jede Titte ein Recht auf einen bequemen, gut sitzenden BH. Während der Schwangerschaft sogar umso mehr, da die Zwillingsschwestern schließlich eine gewaltiges Milchbar-Upgrade durchlaufen. Nichts ist da kontraproduktiver als einschneidende Träger, pieksende Bügel und quetschende Verschlüsse!

In der Tat hat sich an meinen beiden besten Stücken ganz schön was getan. 91 cm Überbrustumfang! Das sind zwei Zentimeter Zugewinn seit Zeugung! Und laut einer Tabelle kratze ich damit bereits an Körbchengröße C! Wow! Da warte ich schon 28 Jahre auf Brust und plötzlich ist sie da!

Nun hätte das Ganze ein Eintrag über meinen schwellenden Busen und Umstandskleidung werden sollen, da sucht mich doch seit ein paar Tagen so ein fieser Schmerz im Becken heim. Der Schmerz tauchte zum ersten Mal nach meinen ausgiebigen Hundespaziergängen auf und ist dort lokalisiert, wo sich die Symphyse befindet. Wenn eine Schwangere Glück hat, hört sie zum ersten Mal von diesem mysteriösen Gebilde aus den tiefen des knöchernen Beckens im Geburtsvorbereitungskurs. Wenn sie Pech hat, dann meldet sich das olle Ding irgendwann in der Schwangerschaft mit Schmerzen, um an seine Existenz zu erinnern.

  • Doch wer oder was ist die Symphyse?

Das Wort Symphyse sagt lediglich aus, dass zwei Knochen durch einen Faserknorpel verbunden sind. Im Becken werden dadurch die beiden Beckenhälften im vorderen Bereich zusammen gehalten. Auf deutsch nennt man sie Schambeinfuge. Wer seine Symphyse noch nicht zu spüren bekommen hat, sie aber dennoch ertasten möchte, der greife sich dort hin, wo die großen Schamlippen bauchwärts zusammengewachsen sind. Da müsste unter einer kleinen mehr oder weniger haarigen Speckschicht etwas Hartes zu tasten sein. Glückwunsch, Sie haben eine Symphyse!

  • Wozu ist eine Symphyse gut?

Die Symphyse verleiht dem scheinbar starren Becken eine gewisse Elastizität. Wie gesagt handelt es sich um einen Faserknorpel, der unter Einfluss von Östrogen aufgelockert werden kann und das Becken weiter stellt. Es ist somit eine ideale Anpassung an den Geburtsvorgang. In der Tat wird unser Becken nach der Schwangerschaft und Entbindung vermutlich nie wieder dieselben Maße besitzen, wie vorher. Wenn die Lieblingshose auch Monate nach der Geburt trotz Idealgewicht nicht mehr passt, dann liegt das an der Erweiterung des Beckenrings. Die Modelkarriere kann man dann also getrost vergessen.

  • Wozu ist eine Symphyse nicht gut?

Probleme bereitet die Auflockerung der Schambeinfuge, wenn sie zu locker wird. Dann geraten eventuell beide Beckenhälften in Bewegung und verursachen mitunter Schmerzen im gesamten Becken. Das kann direkt auf Höhe der Symphyse auftreten, über das linke und rechte Schambein in den Oberschenkel ausstrahlen oder aber den Kreuzbeinbereich zum Kreuz während der Schwangerschaft werden lassen. Die Probleme können im Prinzip zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft auftreten. Das hängt davon ab, wie stark das Gewebe auf Östrogen reagiert. Je mehr sich der Geburtstermin nähert, um so größer sind Gewicht und Druck auf das Becken von Innen, was die Symptomatik verstärken kann. Viele Frauen mit Symphysenlockerung haben große Probleme Treppen zu steigen, manche können kaum noch laufen. Nachts können sich viel auch kaum erholen, da jede Bewegung und manchmal schon das Liegen zu Qual wird.

  • Was tun bei Symphysenlockerung?

Sobald die Symphyse Probleme bereitet, sollte man sich seiner/m Gynäkologen/in oder seiner Hebamme anvertrauen. Denn ist das Kind einmal in den Brunnen gefallen und die Schmerzen unerträglich, hilft nur noch strenge Bettruhe. Aber soweit muss es nicht kommen, wenn man rechtzeitig auf die Lockerung reagiert. Tatsächlich wird zwar empfohlen seinen Körper zu schonen, dennoch kann der Beckenboden gezielt trainiert werden. Jedoch sollten betroffene Frauen auf ihre Bewegungsabläufe achten: Schieben, tragen und ziehen schwerer Gegenstände muss unbedingt vermieden werden. Ebenso sollten Spreizbewegungen der Beine unterlassen werden. So wird empfohlen kein Brustschwimmen zu absolvieren, im Bett die Knie beim Schlafen und jeder Drehbewegung angewinkelt zu lassen und jede Bewegung zu vermeiden, bei der beide Beine unterschiedlich stark belastet werden. Zusätzlich kann ein orthopädischer Beckengurt Linderung verschaffen.

Wir werden sehen, was mir die Frau Doktor morgen raten wird. Ich hoffe, ich bekomme ein paar Stunden Physiotherapie und keine strenge Bettruhe verordnet.

 

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