Mit dem Herzen sieht´s sich besser

Die vergangene Woche muss meinem Untermieter vorgekommen sein, wie ein Ausflug auf den Düsenjet-Übungsplatz. Zwei Mal hat es die volle Dröhnung Ultraschall abbekommen, was in der Fruchtblase eine Lärmbelastung  von ca. 100 dB erzeugt. Wahrscheinlich hat es sich die Ohren mit Käseschmiere zugestopft! Der zweite Ultraschall wurde im Rahmen der von der Krankenkasse seit Neustem bezahlten „erweiterten Basisdiagnostik“ von den Profis der Pränataldiagnostik durchgeführt. Obwohl es hinsichtlich Fehlbildungen keinen Anlass zur Sorge gibt, wollte ich doch Klarheit haben, ob zumindest keine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten oder andere Fehlbildungen zu sehen sind, die es nahe legen würden, die Entbindung in einer Klinik mit optimaler Neugeborenen Versorgung anzugehen. Außerdem hat mir mein Haemo…äh…stasio…äh… also Gerinnungsspezialist empfohlen, die Durchblutung in meinen und den plazentaren Gefäßen checken zu lassen. Damit war die Ärztin noch nicht gänzlich zufrieden. Bei der Doppler-Untersuchung meiner Uterus Arterien zeigte sich ein sogenanntes „Notching“, was sich mit einer Einkerbung nach dem Pulsschlag bemerkbar macht.

Angedeutetes Notching in der Uterus Arterie
Angedeutetes Notching in der Uterus Arterie

Das deute wohl nach Aussage der Ärztin bisher auf noch nichts dramatisches hin. Wenn sich eine Schwangerschaft einstellt, dann müssen sich die Gefäße der Mutter weit stellen, um die Plazenta und die Gebärmutter optimal zu versorgen. Dafür haben sie allerdings bis zur 27. SSW Zeit. Ich bin gerade in der 21. SSW und daher liegt dieser erhöhte Gefäßwiderstand noch im Bereich des Akzeptablen. Allerdings muss das Ganze nach vier Wochen kontrolliert werde, da sich damit auch eine Präeklampsie ankündigen kann. Wie ich bereits an anderer Stelle erwähnt habe, weist mein Blut sehr hohe Lipoprotein A-Werte auf. Das ist eine angeborene „Fettstoffwechselstörung“ gegen die man bisher nicht viel machen kann. Bei einer ungünstigen Konstellation von „guten“ (HDL-)  und „bösen“ (LDL-) Cholesterin und anderen, unbekannten Faktoren kann das Gefäßverschlüsse begünstigen. Das ist auch der Grund, weshalb ich Heparin spritze. Denn an einer verkrusteten Gefäßwand bleiben Thromben besser hängen. Zudem gibt es wohl auch einen Zusammenhang zwischen hohen Lipoprotein A-Werten und Präeklampsie. Ich versuche mich von diesen unheilvollen Prognosen jetzt nicht allzu nervös machen zu lassen. Auch wenn die Pharmaindustrie bisher noch nichts auf den Markt geworfen hat, was uns gestörten Fettverstoffwechslern helfen könnte, kann man es mal mit weißen oder grünen Tee probieren. Gerade in der Schwangerschaft eignet sich weißer Tee, da er weniger Koffein enthält als seine grünen und schwarzen Verwandten. Daneben sollte man auf gesunde, also mehrfach ungesättigte Fette, wie Leinöl setzen. Das kann dazu beitragen, dem guten Cholesterin den nötigen Aufschwung zu verpassen.

Auch wenn all diese Untersuchungsmethoden, mit denen Fehlbildungen oder pathologische Schwangerschaftsverläufe frühzeitig erkannt werden können, mitunter dazu beitragen, Leben zu retten oder einfach nur Sicherheit zu vermitteln, bleibt mir bei der ganzen Vertechnisierung das Gefühl auf der Strecke. Jedes Mal, wenn mein Kind von Kopf bis Fuß durchgeschallt, von da nach dort geschoben wurde, gehe ich mit schlechter Laune nach Hause. Am Morgen lag ich noch als glücklichster Mensch der Welt mit beiden Händen auf dem Bauch im Bett und habe mich über jedes Zucken und Blubbern gefreut. Nach dem Ultraschall halte ich zwar irgendein 2D- oder 3D-Bild in den Händen, das Gefühl dafür, wie es meinem Baby geht, ist stattdessen abhanden gekommen. Gerade von meiner Frauenärztin erwarte ich, dass sie sich nicht allein auf die technischen Details meiner Schwangerschaft konzentriert. Mittlerweile glaube ich, es liegt an der Anwesenheit meines Mannes. Seit er dabei ist, sind zwar die kuriosen Regelungen der Krankenkassen Thema, wie es mir geht, scheint aber niemanden zu interessieren. Folglich werde ich ihn in Zukunft nicht mehr zu jeden Termin mitnehmen. Anfangs war er mir wegen meiner Ängste eine echte Stütze und ich dachte, wenn er sein Kind auf dem Bildschirm sieht, fühlt er sich stärker involviert. Mittlerweile habe ich jedoch begriffen, dass man Bindung nicht über Fernsehen aufbauen kann. Am Abend auf der Couch liegen und gemeinsam dem Blubbern unter meiner Bauchdecken mit den Händen lauschen – das ist wahres Babykino!

 

3 thoughts on “Mit dem Herzen sieht´s sich besser”

  1. Ich hab dieses Notching Mitte Dezember auch diagnostiziert bekommen. Nehme seither 100mg Aspirin jeden Abend und habe am 12.2. meinen Kontrolltermin beim Pränatalzentrum. Ich hoffe sehr, dass sich die Kerbe bis dahin aufgelöst hat und drücke dir die Daumen, dass sich das bei dir auch noch „verwächst“.

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