Wer mit der Gabe gesegnet ist, immer und überall ein Nickerchen einlegen zu können, hat klare evolutionäre Vorteile. Solche Leute können nicht nur Bandmitglied von Rammstein sein, wie ich neulich im Hörbuch von Flake erfahren habe. Nein, wer pennen kann, gewinnt Kriege und überlebt das Muttersein.
Eine Methode zu jeder Zeit in den Schlaf zu finden, die wohl von der US-Army erfunden wurde, funktioniert sogar im Schützengraben. Und was sich in der Hölle auf Erden bewährt hat, sollte wohl ohne Probleme in der Mütterhölle anzuwenden sein. Meine persönliche Schützengrabenerfahrung mache ich regelmäßig auf den Fahrten zwischen Wohnort und Heimat. Da muss ich mich nämlich auf die Rückbank zwischen zwei Kindersitze quetschen. Es ist also eng und dank einer kotzenden reisekranken Tochter zu meiner Linken und einem bewindelten Hosenscheißer zu meiner Rechten ist es regelmäßig auch irgendwie eklig. Von dem noch nicht verdauten, aber eingespeichelten Lebensmitteln, in die ich mich für gewöhnlich versehentlich setze, mal ganz zu Schweigen. Vom Cockpit aus wird das Kriegsszenario auch noch vertont: mit Heavy Metal in Endlosschleife vom nicht tot zu kriegenden Ipot, der damit lediglich die Hasstiraden meines Mannes, die er anderen „hirnamputierten Wichsern“ auf der Autobahn entgegen schleudert, klangvoll unterlegt. Ich fühle mich jede Autofahrt mit der geliebten Familie wie im Krieg.
Um da zur Ruhe zu kommen, muss man also schwere Geschütze auffahren. Die Schützengrabenmethode ist eigentlich ganz einfach: Zuerst muss man die Augen schließen (das ist prinzipiell ein guter Anfang, wenn man schlafen möchte). Danach muss man die Gesichtsmuskeln entspannen. Achtet tatsächlich beim Einschlafen auf euer Gesicht! Mir ist jetzt aufgefallen, dass ich, würde ich bei Tageslicht so gucken, aussehen würde, als hätte ich gerade ne entsicherte Handgranate gefangen. Ist die Mimik fluffig, geht es weiter zu Schultern und Armen. Auch die sollen bewusst entspannen. Ist der Körper für den Schlaf präpariert, muss noch der Verstand geölt werden. Dazu stellt man sich entweder vor, in einer Hängematte in völliger Dunkelheit zu liegen oder auf einem Boot, auf einem ruhigen See mit Blickrichtung zum Himmel. Ganz harte Mentalisten können auch einfach an nichts denken.
Und das funktioniert wirklich! Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass ich total fertig bin…vielleicht hat die US-Army ja auch eine Methode entwickelt, im Schützengraben NICHT einzuschlafen. Die sollte ich mir unbedingt aneignen, bevor ich wieder arbeiten gehe.