Elternzeit-Halbzeit

Das stimmt nicht ganz. Es sind sogar noch weniger als fünf Monate. Da der Schuh also so langsam drückt und sich nichts in Richtung Haus, Umzug oder Job in der alten Heimat bewegt, habe ich den kleinen Mann nun in einer Krippe in Freiburg angemeldet. Es handelt sich um die selbe Krippe, in die auch das kleene Froillein ging, mit dem Unterschied, dass wir damals noch in Freiburg wohnten. Mein armer Sohn muss dann jeden Tag anderthalb Stunden im Auto sitzen. Ideal ist das natürlich nicht. Einen Ganztagsplatz gibt es allerdings hier in dieser Gemeinde nicht für uns. Die Nachbarstädte nehmen bevorzugt Kleinkinder aus ihrem Bereich auf, weshalb unsere Chancen dort schlecht stehen, einen Platz zu bekommen.

Die Kindergartenplätze für die Große und den Kleinen in meiner alten Heimat musste ich nun notgedrungen absagen. Wenn das Haus wenigstens bezugsfertig wäre, hätten wir es uns überlegen können, einfach hinzuziehen. Doch die Baubranche boomt nach wie vor derartig, dass es sich unser Architekt offensichtlich erlauben kann , jeden Monat eine Woche Urlaub zu machen. Die Handwerker hingegen routieren und reagieren leicht empfindlich, wenn man vorsichtig anfragt, ob sie in diesem Jahrzehnt noch Kapazitäten frei haben. Zu allem Überfluss entpuppt sich das Haus bei jedem Renovierungsprozess nach und nach als Bruchbude mit schimmeligen Wänden und morschen Holzbalken. Der Verkäufer hat uns über den Tisch gezogen. Statt saniert, hat er das Haus allem Anschein nach nur mit Gipskartonkulisse versehen. Beruhigend und beängstigend zugleich, dass die Wiedervereinigung nun offensichtlich vollzogen ist: Wie wir bei unserer Hauskauf-Odyssee erfahren mussten, sind die Ossis mittlerweile auch blos geldgierige Betrüger, die den Hals nicht voll kriegen.

Die Situation der nicht enden wollenden Unklarheit belastet mich sehr. Da ist zum einen das Problem mit meiner Firma. Nach dem Gespräch mit meinem Chef im Juni hat sich niemand wieder bei mir gemeldet. Ich gehe also stark davon aus, dass sie es aussitzen wollen und darauf hoffen, dass ich einfach nicht wieder zurück komme. Und ich würde wirklich gerne nicht wieder zurückkommen. Aber das auch nur unter der Voraussetzung endlich Lotto-Millionär zu werden oder einen Job in meiner alten Heimat zu finden. Und selbst wenn ich die Arbeit in meiner alten Firma nicht mehr brauchen sollte, würde ich sie gerne für Ihre Unverschämtheit büßen lassen. Sie sollen es sich in Zukunft dreimal überlegen, Müttern das Leben schwer zu machen!

Besonders erquicklich ist die Doppelbelastung aus Kreditrückzahlung und Wuchermiete nicht. Ohne mein Einkommen wäre diese krankhaft hohe Summe nicht zu stemmen. Und wenn dann noch ab Januar die Kita-Gebühren hinzu kommen, leben wir eigentlich nur noch vom Ersparten. Auf jeden Fall kein Dauerzustand!

 

 

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