Weshalb man im Wochenbett sehr schnell den Psycho-Koller bekommen kann, liegt eigentlich auf der Hand. Niemand redet gerne darüber, aber tatsächlich wird frau durch die Geburt eines Kindes und die Abhängigkeit des Säuglings von der Mutter zu einer Art Pflegefall. Es gibt da einen Fragebogen zum Gesundheitszustand und zur Lebensqualität (SF-36), der, würde man ihn als frischgebackene Muddi ausfüllen, wahrscheinlich Alarmstufe rot auslösen würde.
Da heißt es beispielsweise unter Punkt 3
„Im folgenden sind einige Tätigkeiten beschrieben, die Sie vielleicht an einem normalen Tag ausüben. Sind Sie durch Ihren derzeitigen Gesundheitszustand bei diesen Tätigkeiten eingeschränkt ? Wenn ja, wie stark ?“
Nun ja, die Mobilität ist mit Säugling starkr eingeschränkt. Entweder man hat das Baby auf dem Arm, dann kann man aber sonst nichts mehr tun und verhungert quasi am gedeckten Tisch. Oder man packt es in den Kinderwagen, um das Haus verlassen zu können. Mit dem Wagen stellen allerdings Treppenabsätze ein beinahe unüberwindbares Hindernis dar. Alternativ bietet sich eine Babytrage an. Sich beugen oder knien ist dann aber schon eine Herausforderung. Und wehe, man hat vergessen, sich vor dem Tragetuchgefummel, die Schuhe anzuziehen! Wo ist der Stiefelknecht, wenn man ihn braucht?
Sich baden oder anziehen? Das ist momentan mein Tagesziel! Mir wenigstens am Morgen den Wochenbettmuff aus Schweiß, Ausfluss und geronnener Milch vom Körper waschen. Notfalls mit schreienden Kind auf der Badematte.
Einkaufen gehen. Wenn man alle Möglichkeiten der Mobilitätshilfen hat, stellt das eigentlich nur eine geringe Hürde dar. Kinderwagen, Trage, Auto mit Kindersitz. Dann kann es losgehen. Ok, wenn man den Maxi-Cosie in die entsprechend dafür vorgesehenen Einkaufswagen stellt, überfährt man hin und wieder ein Kleinkind, was sich im Toten 180-Grad-Winkel des Kindersitz-Aufbaus befindet…dafür kann man sich zu Hause ein Schlemmerfilet á la Bordelaise in den Ofen schieben. (Was augrund des hohen Zwiebelanteils zu ordentlich Koliken führt…) Mit meinem Schreikind war Einkaufen die reinste Tortur. Egal mit welchem Gefährt ich unterwegs war, ich bin immer mit Sirene gefahren. Aus Angst, es könnte mir wieder so gehen, habe ich mir tatsächlich Essen auf Rädern bestellt. Wenigstens zwei Mal die Woche gönne ich mir einen Seniorenteller. (Lieferservice wäre genauso teuer und wahrscheinlich besser…die Auswahl ist hier auf dem Land allerdings stark eingeschränkt)
Frage 4. Tätigkeiten.
Etwas schaffen…Ist es denn nicht genug, geduscht zu sein und geputzte Zähne zu haben? Nein, da wären noch drölfzig Waschladungen jeden Tag, die verräumt werden wollen, sowas wie putzen oder aufräumen. Mit Baby im Tragetuch sind viele Dinge machbar, aber auch extrem anstrengend. Und ob das für den Beckenboden so wertvoll ist, mag ich zu bezweifeln.
Frage 9. Mein Befinden.
Müde. Ja…immer ist eine Untertreibung. Stets und ständig und unendlich. Voller Schwung? Das ist vielleicht die Schaukel, auf der die Erstgeborene am Nachmittag sitzt, wenn ich mich im Halbschlaf ans Klettergerüst lehne.
Frage 12.
Ich bin andauernd müde? -Ja, ja und nochmals ja!
Ich habe Nachts Schmerzen? -Wie es sich halt so anfühlt, wenn ein kleiner Milchvampir eine Stunde meine Nippel malträtiert, um sich in den Schlaf zu nuckeln.
Ich nehme Tabletten, um schlafen zu können? -Wenn ich könnte….aber ich stille ja!
Ich fühle mich einsam? -Nein, wieso? Das Baby, meine Brüste und ich führen interessante Diskussionsrunden…
Ich kann mich nur innerhalb meines Hauses bewegen? -Gibt es da draußen etwa Leben?
Ich wache in den frühen Morgenstunden auf? – Zählen ein Uhr, halb zwei, um drei, um fünf zu den Morgen- oder Nachtstunden?
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Wer den Fragebogen selbst bearbeiten will. Hier der Fragebogen SF-36