Vor einer Woche dachte ich noch, die üblen ersten drei Monate seien vorbei. Und das nicht nur auf dem Kalender. Mir ging es geradezu besorgniserregend blendend. Und kaum bin ich mir dessen bewusst geworden, hat es mich am Sonntag wieder in die Knie gezwungen. Immer wieder Sonntags haut es mir den Kreislauf weg. An solchen Tagen wache ich schon mit einem steinernen Nacken auf, der sich anfühlt, als würde er in einer Schraubzwinge klemmen. Normalerweise würde ich dann im Laufe des Tages barbarische Kopfschmerzen entwickeln. Doch die Schwangerschaft scheint mich weitesgehend davon abzuschirmen. Was bleibt ist eher ein latentes bestimmt-bekomme-ich-gleich-Kopfschmerzen-Gefühl. So ein bisschen wie reisekrank oder der Beginn einer wunderbaren Migräne. Während der sonntäglichen Frühstückszubereitungen muss ich mich dann 10 Mal hinlegen, die Beine nach oben, damit ich nicht abklappe. Das einzige, was mich aus dieser Blutdruck-Hölle retten kann, ist ordentlich Stress! Zwanzig Körbe Wäsche von oben in den Keller schleppen, dann den Hund über die Schwarzwaldberge spazieren hetzen, während die Erstgeborene in der Kinderkarre hockt und sich ausfahren lässt -Vierjährige haben sowas von überhaupt keine Lust auf wandern- Danach geht es mir blendend, nur um eine halbe Stunde später ein tiefes Schlafbedürfnis zu verspüren. Meine Erinnerung an die Schwangerschaft mit dem kleenen Froillein ist irgendwie eine andere. Ich kann mich an ein einziges Mal erinnern, dass mir morgens nach dem Aufstehen schwarz vor Augen wurde. Ansonsten hatte ich viel mit Blutzuckerschwankungen zu tun, musste immer Kiloweise Dextrose in den Jackentaschen mit auf die Hunderunde nehmen, um das Gassigehen zu überleben. Nachts musste ich mir Haferbrei kochen, weil ich so barbarischen Hunger bekam, dass an Schlafen nicht zu denken war. Diesmal hält mich meine Blase Nachts auf Trab. Viermal aufstehen, um zur Toilette zu kommen, ist keine Seltenheit. Tagsüber sieht es auch nicht viel besser aus. In ein paar Wochen werde ich mindestens 265 Arzttoiletten kennen. Normalerweise schaffe ich es, an einem Arbeitstags einmal auf Toilette zu müssen. Offensichtlich hat es sich das Chiller-Kind in seiner Höhle schön bequem auf meiner Blase gemacht. Wasserbetten sollen ja tatsächlich gewisse Vorzüge haben.
Essenstechnisch halte ich es ganz traditionell: Saure Gurken sind einfach klasse! Dazu gibt es zum Abendbrot eine Fettbemme oder wahlweise Wiener. Am Schluss schwimmt das Baby in Wurstwasser und wenn die Blase springt rufe ich: Hilfe, die Wurstpelle ist geplatzt.
Warum kommen Kinder im Film eigentlich immer Zehn Minuten nach Blasensprung? Das Kleene Froillein interessiert sich aus gegebenen Anlass brennend für die menschliche Fortpflanzung. Nachdem sie meine alten Bücher aus der Hebammenausbildung durchgearbeitet hat („Mama, was hängt der Frau aus dem Popo?“), dachte ich, es wäre Zeit für „Guck mal wer da spricht“. Als Kind hat mich der Film total gefesselt. 25 Jahre später muss ich zugeben, dass ich mich an einigen Details störe. Warum verliert das Gewinner-Spermium seinen Schwanz nicht, als es in die Eizelle eindringt? Und warum gibt sie die Flasche? Mein Mann organisierte sogleich ein Aufklärungsheft aus den Siebzigern. Beim Vorlesen habe ich dann ein paar „Abwandlungen“ und „Auslassungen“ vorgenommen. Für eine Vierjährige sind mir die seventies dann doch zu detailiert.