Wie gerade geschrieben, wurde bei mir eine chronische Entzündung der Gebärmutterschleimhaut festgestellt. Wie ich zu der Ehre komme, weiß ich selbst nicht genau. Fakt ist, dass Scheide und After nun mal sehr nah beieinander liegen und Frauen daher prinzipiell für alle Arten bakterieller oder pilzlicher Infektionen Untenrum prädestiniert sind. Auch eine Geburt oder Ausschabung kann sowas begünstigen. Inwiefern nun eine Insemination dazu beitragen kann, weiß ich nicht genau. Es erscheint mir allerdings logisch, dass jede Form von Manipulation, sei es nun eine Routineuntersuchung beim Frauenarzt oder das Benutzen eines Dildos Keime von außen nach Innen „schieben“ kann. Als erste Abwehrbastion treffen die Eindringlinge auf das saure Milieu unserer Scheidenflora, weiter oben dann auf den Zervikalschleim. Je „invasiver“ ein Eingriff erfolgt, desto wahrscheinlicher ist es natürlich auch, dass Keime bis in die Gebärmutterhöhle verschleppt werden. Auch wenn die Scheide beispielsweise beim Echovist desinfiziert wird, ist es nahezu unmöglich, sie „steril“ zu bekommen. Daher besteht also immer eine gewisse Infektionsgefahr.
Von dieser leichten chronischen Endometritis habe ich nichts gemerkt. Erst als ich mich darüber belesen habe, sind mir ein paar Unregelmäßigkeiten aufgefallen. Manche Frauen spüren diese Entzündung als Schmerzen oder Druck im Unterbauch, haben komisch riechenden Ausfluss oder ähnliches, in schweren Fällen sogar Fieber. Das hatte ich alles nicht. Allerdings fand ich es schon immer eigenartig, dass meine Periode so ewig lange andauert. Unter 6-7 Tage bin ich nie davon gekommen. Vor der Diagnose hatte ich sogar 9 Tage lang Blutungen. Das kann ein Hinweis sein. Nach der ersten Woche Antibiose stoppte die Mens bereits nach 6 Tagen. Vielleicht nur ein Zufall?
Auf die Idee, dass hinter unserer Infertilität auch eine Endometritis stecken könnte, ist mein Mann gekommen. Während ich nach jedem erfolglosen Zyklus heulend in der Ecke sitze, schmeißt er die Suchmaschine an und forstet sich weltweit durch den Djungel medizinischer Publikationen. In einer Studie konnte sogar bei 75% der Frauen eine Endometritis gefunden weren, die unter einer idiopatischen Sterilität litten. Davon wurden ca. 80% innerhalb eines halben Jahres nach Behandlung ihrer chronischen Infektion schwanger. Die meisten davon allerdings per IVF/ICSI. In der KiWu-Klinik hatte die Ärztin für unser Anliegen ein offenes Ohr und hielt uns sofort einen Flyer unter die Nase, in dem für diese Selbstzahlerleistung „geworben“ wurde. Nun kann man sich wieder fragen, warum uns von Seiten der Ärzte niemand darauf aufmerksam gemacht hat, wenn doch die Studienlage recht vielversprechend klingt. Unter dem Aspekt, dass bei Vorliegen einer chronischen Endometritis jedwede Bemühung hisichtlich künstlicher Befruchtung wahrscheinlich für umsonst bzw. ein Erfolg unwahrscheinlicher ist, wäre es doch sinnvoll vor Beginn eines teuren IVF-Zyklus zumindest darüber aufzuklären.
Die Entnahme der Gebärmutterschleimhaut erfolgte spontan direkt im Anschluss ann das IVF-Aufklärungsgespräch, da ich mich sowieso gerade in der zweiten Zyklushälfte befand. Dabei wird ein Katheter durch den Muttermund in die Gebärmutter eingeführt und eine kleine Stanzung der Schleimhaut vorgenommen. Das Ganze tat mir absolut nicht weh und war innerhalb von zwei Minuten erledigt. Die Gewebeprobe wird dann in ein spezielles Labor geschickt. Dort wird die Probe aufbereitet und präpariert. Unter dem Mikroskop werden dann NK- (natürliche Killerzellen) und Plasmazellen gezählt. Die Anzahl der uterinen NK-Zellen gibt Aufschluss über das Vorliegen einer immunologischen Abwehrreaktion, die die Einnistung erschwert oder verhindert. Das Vorhandensein bestimmter uteriner Plasmazellen hingegen weist auf eine Entzündung hin. Bis der Befund auf dem Tisch liegt, vergehen 10-14 Tage. Danach folgen 14 Tage Antibiose mit 200 mg Doxicyclin bei auffälligen Plasmazellen. Erhöhten NK-Zellen versucht man mit Intralipid-Infusionen habhaft zu werden. Das traf bei uns jedoch nicht zu.
Zwei Tage nach der letzten Doxicyclin-Pille hatte ich meinen Eisprung. Heute ist Zyklustag 10 und natürlich blieb der SST blütenweiß. Zu einer natürlichen Empfängnis wird es also auch in meinem -hoffentlich- nun keimfreien Uterus nicht mehr kommen. Hätte mich auch gewundert, wenn es so einfach gewesen wäre.