Test the Best

Mit der Anwendung eines Schwangerschaftstests mögen die meisten Frauen von Beginn ihrer Geschlechtsreife an vertraut sein. Egal, ob frau sich trotz Antibiotikaeinnahme nicht zügeln konnte oder, ob manche Erinnerungsfetzen nicht ausreichten, jedes Detail einer möglich verhängnisvollen Nacht zu rekonstruieren: Irgendwann interpretieren wir alle einmal ein saures Aufstoßen, eine plötzliche Weinattacke oder einen morgendlichen Schwindelanfall als vermeintlich frühes Schwangerschaftssymptom. Damals sind wir extra in den Drogeriemarkt außerhalb unserer Kleinstadt oder unseres kleinbürgerlichen Stadtteils gefahren, um dort minutenlang durch die Regalreihen zu schleichen. Schließlich fassten wir uns ein Herz und zogen den Test, natürlich den günstigsten, von seiner Halterung. Noch schnell ein paar Kleinigkeiten in den Korb gepackt, die dann sorgfältig auf dem Kassenband um das Corpus Delecti drapiert wurden. Zu Hause angekommen, wird der alltägliche Akt des Wasserlassens zum reinsten Nervenkrieg. Tausend Gedanken schießen zwischen den Hirnhälften hin und her, bis die fünfminütige Wartezeit verstrichen ist. Am Schluss zeigt der Test nichts, bis auf eine kräftige Kontrolllinie. Und wenn unsere Menstruation bis dahin noch nicht eingesetzt hat, wird sie es mit Sicherheit am nächsten Morgen tun. Und wir gestehen uns ein, etwas überreagiert zu haben und ärgern uns über die vergeudeten Ausgaben.

Heute lässt die Anwendung eines Schwangerschaftstests unseren Adrenalinspiegel immer noch in die Höhe schnellen. Doch die Umstände haben sich drastisch geändert. Die Vorstellung ein positives Testergebnis in den Händen zu halten, lässt uns in rosa Träume von kugelbäuchiger Glückseligkeit schwelgen. Statt mit dem Kauf bis zum erwarteten Tag der Periode zu warten, decken wir uns schon vorher mit Teststreifen ein. Und weil wir nicht schon pleite sein wollen, bevor die Familienplanung richtig begonnen hat, bestellen wir gleich ein Hunderter-Pack für kleines Geld im Internet. Und natürlich lässt es unsere Ungeduld nicht zu bis zum Tag X zu warten. Wozu auch? Schließlich sind die Anzeichen eindeutig! Dann starren wir also gebannt auf den Test. Sehen zu, wie sich die Flüssigkeit langsam nach oben saugt. Viel zu langsam übrigens. Die Kontrolllinie erscheint. Doch sonst passiert nichts. Wir starren weiter auf den Test, halten ihn ins Licht, drehen und wenden ihn, warten noch einmal fünf Minuten und starren weiter bis selbst die Fliesen im Bad streifen bekommen. Aber nichts tut sich. Zum Glück gibt es das Internet, was selbst Antworten auf Fragen bietet, die nie gestellt wurden. Dort begegnen uns allerdings auch die größten Irrtümer. Wenn man Glück hat, ist man nach seiner Google-Orgie genauso klug, wie vorher. Meistens jedoch ist die Verwirrung nur noch größer.

Hier nun mein Versuch ein wenig Licht ins Dunkel über Schwangerschaftstest zu bringen:

  • Ab wann kann getestet werden?

Allgemein liegt der HCG-Wert im Blut zwischen 6 und 19 950 IU/l (Internationale Einheiten pro Liter) innerhalb der ersten vier Schwangerschaftswochen. Mit diesem extremen Beispiel eines obskuren Wertes soll gezeigt werden, wie stark die HCG-Konzentrationen von Frau zu Frau schwanken können. Grundsätzlich sollte also wirklich bis zum Tag der erwarteten Periode gewartet werden, auch wenn die beste Freundin bereits sieben Tage nach Empfängnis positiv getestet haben soll. Die Geduld zahlt sich auch insofern aus, als dass ein eventuell stattfindender früher Abgang nicht bemerkt wird. Dazu sei bemerkt, dass nahezu jede Frau in ihrem Leben von einem solchen Ereignis betroffen ist.

  • Welcher Test ist der Beste?

Prinzipiell funktionieren sie alle nach dem gleichen Prinzip: Im Urin befindliches HCG bindet an einen passenden Antikörper. Durch Anheftung an einen Farbstoff wird die Testzone schließlich gefärbt. Lediglich in ihrer Sensitivität sollen sie sich unterscheiden. Die als Frühtest deklarierten Streifen sollen schon ab einer HCG-Konzentration von 10 IU/l ein positives Ergebnis zeigen. In diversen Foren finden sich allerdings kontroverse Diskussionen über einige dieser Frühtests. Manche sind damit sehr unzufrieden, weil diese Tests selbst mehrere Tage nach NMT nicht oder nur unzureichend angeschlagen hätten, selbst als „25er“ oder gar „50er“ schon fette Linien zeigten. Möglicherweise liegt die Begründung in den zwei verschiedenen HCG-Arten, die vom Körper gebildet werden. Denn HCG ist nicht gleich HCG. So überwiegt in den ersten Wochen der Schwangerschaft das sogenannte H-HCG (hyperglysolated HCG), eine größere Variante des gängigen HCG-Moleküls. Manche Schwangerschaftstests besitzen auf ihrer Oberfläche allerdings nur Rezeptoren für das allseits bekannte Hormon. Somit kann selbst ein hochsensibler Schwangerschaftstest mitunter negative Ergebnisse liefern, wenn er lediglich auf „normales“ HCG reagiert.

Da für in Deutschland erhältliche Schwangerschaftstests keine Übersicht zu finden war, welcher Test auf welche HCG-Art reagiert, kann auch hier nur das Warten auf den NMT empfohlen werden.

Wer übrigens dazu neigt, in jeden Streifen eine Verdunstungslinie hinein zu starren, sollte auf digitale Tests ausweichen, die eindeutig „Schwanger“ oder „Nicht schwanger“ auf das Display schreiben. Die Ausgaben sind jedoch vergebens, wenn man das Plastikgehäuse auseinanderbaut, in dem Glauben, der Test hätte einen belogen.

  • Wie sicher sind die Ergebnisse?

Bei einem positiven Testergebnis kann sich schon einmal vorsichtig gefreut werden. Schließlich kann nur das detektiert werden, was auch da ist! Ausnahmen gibt es immer. Bestimmte Medikamente oder manche fiese Tumore können zu einem positiven Test führen. Grundsätzlich sollte dies als Anlass genommen werden, einen Termin beim Frauenarzt zu machen.

Negativ zu testen ist für alle Frauen mit Kinderwunsch immer wieder ein Schlag ins Genick. Schnell greift man nach jedem Strohhalm, der einen hoffen lässt, bis man mit Einsetzen der Menstruation damit unter geht. In der Tat muss ein negativer Schwangerschaftstest eine Schwangerschaft nicht ausschließen. Wie oben bereits erwähnt, schwanken die Schwangerschaftshormone in ihrer Art und Menge von Frau zu Frau und Bauch zu Bauch. Auch ein zu hoher Gehalt männlicher Hormone im Blut, kann wohl einen Test verfälschen. Sollte dennoch die Basaltemperatur mehrere Tage unter die Coverline sinken, die Periode einsetzen und ein Test wiederholt negativ sein, muss man wohl gedrungen in den nächsten Übungszyklus starten. Wie immer beseitigt der Besuch beim Frauenarzt letzte Zweifel.

  • „Selbst der Apfelsaft ist Schwanger, nur ich nicht!“

Kuriose Stories, die die Zuverlässigkeit mancher Tests in Frage stellen, finden sich in Foren en mass. Über die molekularen Vorgänge beim Eintauchen eines Schwangerschaftstest in Apfelsaft, Cola oder Gesichtswasser sollen sich die Chemiker Gedanken machen. Sollten diese Heimexperimente in Erfolg münden, kann wohl von einer ähnlichen Struktur zwischen Bestandteilen des Nicht-Urins und HCG ausgegangen werden. Solange die Cola-getränkten Fake-Tests nicht eingesetzt werden, seinen Liebsten zu schocken, ist im Prinzip dagegen auch nichts einzuwenden.

  • Ist mein Hund der bessere Schwangerschaftstest?

In der Tat sind Tiere in der Lage Veränderungen zu spüren, während wir noch völlig im Dunkeln tappen. Mit spüren ist weniger eine übersinnliche Kraft gemeint, als vielmehr die extreme Ausprägung aller Sinne. Tiere können besser hören, bisweilen besser sehen und vor allem besser riechen. Gerade letzteres erklärt vielleicht das merkwürdige Verhalten unserer oder der anderen Vierbeiner, sobald sich eine Schwangerschaft einstellt. In einigen Foren ist von Hunden und Katzen zu lesen, die ihrem Frauchen lange vor einem positiven Test nicht mehr von der Seite weichen oder genau das Gegenteil tritt ein und Frauchen wird neun Monate wie Luft behandelt. Nicht zuletzt Hunde besitzen, neben ihres hervorragenden Gerruchssinns, eine ausgeprägte Beobachtungsgabe, die sie jede Gemütsregung registrieren lässt. Vielleicht sollte beim nächsten Übungszyklus mehr auf die Frühzeichen beim Haustier geachtet werden. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, vom Hineinhorchen in den eigenen Körper abgelenkt zu werden und anstatt selber Scheinschwanger zu werden, wird es dann der Hund.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert