Zipperlein in der Schwangerschaft. Heute: Zustand nach GV

Mit „Zustand nach GV“ wurde in dem Kreißsaal, in dem ich vor vielen Jahren arbeitete, bei einer Visite oder Übergabe diskret darauf hingewiesen, dass die Blutung, die Kontraktionen oder Schmerzen, deretwegen die Schwangere in die Klinik eingeliefert wurde, ihre Ursache im Geschlechtsverkehr hatte und in den meisten Fällen harmlos ist. 

Stell dir vor, es ist Sonntag. Der Morgen dämmert langsam sein fades Winterlicht durch die Jalousien. Die Erstgeborene steht meist schon vor der Sonne auf und ist jetzt friedlich vor dem Tablet geparkt. Und du denkst, jetzt wäre doch ein idealer Zeitpunkt, einer möglichen Refloration vorzubeugen. Also gehe ich mit einem Gleitgel bewaffnet zu den Schlafgemächern des Göttergatten. (Aufgrund seiner Schnarchproblematik schlafen wir sehr glücklich getrennt.)

Schon beim Aufstehen habe ich das Gefühl, mein Beckenboden wird von einer unsichtbaren Macht in Richtung Erdinneres gezogen. Und ich frage mich, ist das jetzt wirklich notwenig? Aber mich hat der Ehrgeiz gepackt. Heute muss es mal sein. So wie Fensterputzen. Irgendwann…so zweimal im Jahr, muss man sich einfach überwinden. Also zum Fensterputzen versteht sich. Und beim Sex in der Schwangerschaft ist es für mich derzeit ähnlich. Dabei hatte ich im ersten Trimenon noch wilde Träume und große Hoffnung auf eine erstarkende Libido, von der so manche Schwangere berichtet. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße bzw. mit dem Penetrationssex. Denn danach entwickelten sich wieder diese abartigen Schmerzen, wie ich sie noch aus der ersten Schwangerschaft kenne. Es ist die Hölle und absolut zum abgewöhnen. Der Schmerz der nach dem Akt folgt, breitet sich von den Schamlippen bis zum Gesäß aus. Stehen ist dann fast unmöglich. Heute Morgen wäre ich fast kollabiert. Das Rührei habe ich im Sitzen gebraten. Ich habe dann das Gefühl, als würde ich innerlich auseinander fallen. Wer seine Regelschmerzen oder Wehen im Po hat/hatte, kennt vielleicht dieses Gefühl. Mein Bach bleibt jedoch weich. Von da gehen also keine Kontraktionen aus.

Das Martyrium hält im schlimmsten Fall den ganzen Tag an. Allerdings habe ich jetzt herausgefunden, dass es mir hilft, auf einem Kühlpad zu sitzen. Dadurch konnte ich die Dauer verkürzen. Gegen Mittag war es schon deutlich besser.

Bisher konnte mir noch kein Experte eine vernünftige Erklärung liefern. Vielleicht hängt es mit der gesteigerten Durchblutung zusammen, den Mutterbändern, inneren Krampfadern, dem belasteten Beckenboden.

Und das Einzige, was man gegen diesen „Zustand nach GV“  tun kann, ist keinen GV zu haben. Als Alternative kommen non-invasive sprich nicht-penetrative Methoden der partnerschaftlichen Zusammenkunft in Frage. Also eigentlich alles, was perfekt geeignet ist, um sie glücklich zu machen. Und wenn selbst das einen „Zustand nach GV“ verursachen sollte, hilft nur noch Fensterputzen.

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