Ein was muss ich noch loswerden:
Für mich ist der „Neun-Monats-Geburtstag“ ein besonderer Zeitpunkt. Zu dieser Zeit atmet das Kind ja (fast) genauso lange, wie es vor seiner Geburt durch mich mit allen lebenswichtigen Molekülen versorgt wurde. Überhaupt bestand dieses kleine Wesen ausschließlich aus Elementen, die meinem Körper entsprungen sind (abgesehen von den paar Fitzelchen Papa-DNA 😉 Mit Muttermilch bleibt das auch lange Zeit so und es wächst und gedeiht aus allem, was mir entspringt…nur den Sauerstoff bekommt es von Mutter Erde. Im Bauch sind wir jede Sekunde zusammen gewesen. Auf der Welt ändert sich daran nicht viel. Ich kenne fast jede einzelne Sekunde im Leben meines Babys. Und irgendwann braucht es feste Nahrung und wächst weiter aus dem, was die Erde ihm gibt. Dann gebe ich es für eine Stunde ab, irgendwann für einen Arbeitstag und so wird es immer mehr zu sich selbst, weil wir nicht mehr jede Erinnerung, jedes Molekül teilen.
Mit neun Monaten habe ich bei den beiden großen mit Stillen aufgehört. Vielleicht aufhören müssen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich nicht mehr viel geben konnte. Diesmal dachte ich auch, es wird wohl so kommen. Meine Brust hat sich schon auf ihr Ausgangsniveau (leider schon fast prä-pubertäres Ausgangsniveau) zurückgebildet und ich habe kaum noch irgendwas von Milcheinschuss gespürt. Die Flasche habe ich jede Nacht beim ersten Aufwachen bereits gegeben…nur um dann festzustellen, dass klein Ottilien dadurch auch nicht länger schläft. Nachdem sie sich ein paar Nächte hintereinander auch damit nicht beruhigen ließ, habe ich mir die Arbeit irgendwann gespart und bin zum nächtlichen Stillen zurückgekehrt. Und tatsächlich kam dann auch wieder mehr Milch. Vor zwei Wochen merkte ich dann, wie mein Zyklus wieder einsetzte. Spinnbarer Zervixschleim, wie er im Buche steht und plötzlich ein Gefühl, nicht mehr nur Mutter zu sein. Das ist mir auch total neu, gleichzeitig stillend und potentiell „fruchtbar“ zu sein. Ich weiß, viele Frauen haben wenige Monate nach Entbindung wieder einen Zyklus. Ich kannte das bei mir bisher nicht und habe geglaubt, das wird nun die Milch zum Versiegen bringen. Doch es läuft und ich habe momentan keinen Anlass, unsere Stillbeziehung zu beenden. Trotzdem merke ich diesen Wendepunkt, der bei mir um den „Neun-Monats-Geburtstag“ einsetzt. Diesmal scheine ich jedoch die damit einhergehende Stillkrise überwunden zu haben.