Es ist der 22. und somit ist Missjö sechzehn Monate alt. So wie es sich für einen echten Kerl gehört, ist er nicht besonders gesprächig. Wozu auch, wenn man mit hmmmmmmmiiiiiiii eh alles bekommt, was man möchte. Umso mehr habe ich mich gefreut, als er in letzter Zeit immer wieder mami mami mami sagte. Nun musste ich jedoch heraus finden, dass er damit ganz und gar nicht die komische Tante, die pausenlos seine Bedürfnisse erfüllt, meint. Nein! So, wie es sich für ein Kind unserer Zeit gehört, betitelt er das Smartphone mit „Mami“.
Das kommt wohl daher, dass meine Mutter -die Frau, die jeden Weg des geringsten Widerstandes kennt und bereits gegangen ist- ihm bei Quengelattacken Videos auf ihrem Handy anschauen lässt. Da ich ihr während ihrer Zeit im Krankenhaus viele Filmchen von mir und den Kindern geschickt habe und sie dann wahrscheinlich immer sagt: „Schau, das ist deine Schwester und da ist deine Mami.“, ist das Handy also zur „mami“ geworden.
Immerhin gibt es nun auch zwei Worte, die er in den korrekten Zusammenhang setzt. Das wäre zum einen „Ei“ für Eis und „wu wu wu“ für Hund. Ok, ja….zweites ist nicht unbeding ein Wort, aber bei diesem mageren Wortschatz sollte man nicht so kleinlich sein. Überhaupt ahmt er lieber Geräusche nach, als richtig zu artikulieren. Und darin ist er sogar ganz gut. „Mäh“ für Schaf, „huuuuu“ für Kuh und „gaaaack“ für Tiere mit Schnabel. Vielleicht wird er ja mal Beatboxer. Und richtig beeindruckt hat mich seine Version von „Smoke on the Water“…
Hin und wieder hat er seine lichten Momente, was das Sprechen betrifft. Neulich fragte ich ihn am Morgen auf dem Wickeltisch: „Rate mal, wer heute Geburtstag hat?“ und da kam aus ihm plötzlich „wer hat“ raus. Ich sagte dann: „Der Papa hat Geburtstag“ und er wiederholte „baba baba“. Er versteht tatsächlich ne ganze Menge. Vielleicht nicht unbedingt, was Geburtstag ist und was „wer hat“ bedeutet. In Alltagssituationen ist er wirklich aufmerksam und bekommt alles mit. Er pustet sein Essen an, wenn ich sage, dass es heiß ist. Er lässt oft die Finger von Sachen, soabld ich behaupte, das sei gefährlich und macht aua. Etwas, was ich von unserer Erstgeborenen überhaupt nicht kannte. Es gab bis zu ihrem dritten Lebensjahr schätzungsweise keine Situation, in der sie auf mich gehört hätte. Oft musste ich sie mir brüllend über die Schulter werfen, damit sie (oder andere) nicht ins Lebensgefahr gerieten. Lag wohl doch nicht nur an mir…
In der Kita ist er übrigens das „Schmuckstück“. Prince Charming hat alle Erzieherinnen um den Finger gewickelt. Neulich bin ich sogar gefragt worden, ob sie ihn übers Wochenende behalten dürften. Er ist halt ein kleiner Kuschelbär. Verschmust, fröhlich, neugierig und offen ist er natürlich auch zu Hause. Bei uns lässt er aber auch gerne den grantigen Nörgler raushängen. Sobald ihm zu wenig Beachtung zuteil wird, geht er richtig ab. Neuerdings testet er seine Grenzen aus und haut, kneift und kratzt auch mal, wenn es ihm zu viel mit uns wird. Er hat sogar versucht, mich zu beißen. Körperliche Attacken, die ganz gezielt gegen mich gerichtet sind, kenne ich vom kleenen Froilllein überhaupt nicht. Das obligatorische „Sich-nussen“ bleibt leider auch nicht aus. Da muss man schnell zur Stelle sein, weil er es tatsächlich schon geschaftt hat, sich den Kopf auf den Steinplatten blutig zu hauen.
Mein super-duper Plan, die Sauberkeitserziehung in diesem Sommer mit ganz viel Hose und Windel weglassen zu beginnen, scheint an den jetzigen Umständen zu scheitern. Im Haus meiner Eltern gibt es zu viel Teppich und uneinsichtige Ecken und insgesamt zeigte sich der Sommer bisher nicht unbedingt von seiner Popo-freien Seite. Gewickelt wird Missjö nach wie vor in Stoff, außer in der Kita, die sowas nicht akzeptiert. Das kleene Froillein setzte ich ihrerzeit schon morgens regelmäßig aufs Töpfchen. Dank Flasche und ….ähm…. Fernsehprogramm blieb sie da auch sitzen, bis das große Geschäft erledigt war. Missjö hingegen hält nichts von Fernsehen und genießt seine Milch lieber im Liegen. Keine Chance, ihn auch nur drei Sekunden auf der Plasteschüssel zu halten. Vielleicht ist er eher der kognitive Typ und ich werde das einfach in einem halben Jahr mit ihm besprechen….