So, das ist jetzt mein zweiter Versuch, diesen Beitrag zu schreiben. Vergangene Woche hat entweder das Hotel-WLAN rumgesponnen oder WordPress und meine Zeilen konnten nicht veröffentlich und wie ich nun merke, auch nicht gespeichert werden. Also auf ein Neues:
Willst du dir den Tag versauen, musst du in das Googel schauen. Vergangene Woche war ich noch relativ entspannt, was meine CMV-Infektion betrifft. Ich hatte mich nur grob informiert und war zu dem Standpunkt gelangt, dass eine Ansteckung kurz vor einer Schwangerschaft relativ unproblematisch ist. Dann landete ich jedoch auf der Webpräsenz von einer CMV-Selbsthilfegruppe. Diese malt auf ihrer Seite ein gar düsteres Bild von dieser Infektion in der Schwangerschaft. Und ja, es stimmt ja auch. Nach dem derzeitigen Stand ist CMV tatsächlich die häufigste Ursache für Fehlbildungen/Fehlentwicklungen bei Feten in Deutschland. Andererseits sind Selbsthilfegruppen oft durch eben ihre Betroffenheit nicht objektiv.
Wenn ich jetzt mein Verhalten gegenüber Missjö genauer beobachte, fällt mir auf, dass ich eine Infektion mit CMV (oder was auch immer) niemals vermeiden könnte. Klar wasche ich mir nach dem Wickeln die Hände. Aber ihm ständig mit Handschuhen die Windeln zu wecheln, wäre nicht möglich. Und wie oft kommt er mit seiner Schnoddernase auf mich zugestürmt und gibt mir einen Schmatz. Sollte ich seine Zuneigungsbekundungen etwa vom „Kinderwunsch“ bis zur ausgetragenen Schwangerschaft abwehren? Den Kontakt zu jeder Träne vermeiden? CMV-Viren befinden sich im Urin, Speichel, Tränen. Angeblich durchdringen sie sogar die Haut….Und wieviele Familien wünschen sich Geschwisterkinder mit geringem Altersabstand?! Ich kenne so viele, die ihre Kinder im Abstand von 2 Jahren bekommen haben. DIE Risikigruppe für eine CMV-Infektion schlecht hin. Das dedektieren einer Infektion ist eine Selbstzahler-Leistung. Wer lässt sich also überhaupt testen? Klar, CMV ist eine der häufigsten Ursachen für neuronale Schädigungen. Was wir aber nicht wissen, ist, wieviele Neugeborene trotz Infektion (und Reinfektion) der Mutter völlig gesund auf die Welt kommen. Und das ist jetzt mein Strohhalm.
Kurz nachdem mir zum zweiten Mal Blut abgenommen wurde, rief ich im Labor an. Mein Gyn ist selbstverständlich -so wie es sein muss, wenn man ein Problem hat- bis Ende Juli im Urlaub. Also habe ich auf gut Glück das Labor ausfindig gemacht, wohin er meine Proben geschickt hat. Die Dame am Telefon teilte mir dann mit (obwohl sie das ja eigentlich nicht darf), dass bei mir der IgG bei 70 lag und der IgM negativ gewesen sei. Alle weiteren Werte stünden nun noch aus. Eine Woche später rief ich erneut an und ich wurde mit dem Laborarzt verbunden. Dieser meinte, er sei überzeugt, bei mir läge die Infektion nicht länger als drei Monate zurück. Ich habe noch rund 750 IU/ml Virus-DNA im Blut. Das ist wenig, weshalb es sich um eine Re-Infektion handeln könnte. Da meine IgG-Avidität jedoch gering ist (35%) mit negativen IgG-B2 spricht das alles für eine abklingende, aber doch frische Infektion. Weiter eingrenzen, ob ich mich nun doch noch kurz vor zustande kommen der Schwangerschaft infiziert habe oder direkt danach. Dass keine IgM mehr nachweisbar sind und der IgG bei der zweiten Entnahme nicht angestiegen ist, werte ich jetzt einfach mal als gutes Zeichen, dass ich mit meiner Immunantwort schon weiter voran geschritten war, als sich das Überrraschungsei mit meinem Blutkreislauf verbunden hat.
Trotzdem ist meine Stimmung nun am Boden. Die Schwangerschaftshormone schirmen mich zwar recht gut gegenüber Panik ab. Allerdings empfinde ich momentan überhaupt keine „Gute Hoffnung“ mehr. Ich will nicht über einen Namen nachdenken und auch sonst kann ich mir derzeit keine Zukunftsvisionen über ein drittes Kind machen. Ich warte jetzt die Pränataldiagnostik ab und dann werde ich wohl regelmäßig zum Ultraschall müssen. Vielleicht kommt noch eine Fruchtwasserpunktion. Eine Behandlung mit Immunglobulinen hielt der Laborarzt übrigens für nicht mehr sinnvoll. Dazu hätte ich bereits zu wenig Viruskopien im Blut.
Ach es tut mir Leid, dass es dich nun doch einholt. Ich gebe dir komplett Recht damit, dass es als Mama eines Kleinkindes UNMÖGLICH ist, alle CMV Risiken zu vermeiden. Sofern man es überhaupt auf dem Schirm hat.
Ich wünsche dir bzw. euch weiterhin viel Kraft und eine gute Betreuung durch deinen Arzt! LG Frau Mutterherz
Ist wahrscheinlich besser, es nicht auf’m Schirm zu haben…? Wenn mein Vater nicht so beiläufig den Befund meiner Mutter vorgelesen hätte, wer weiß, ob ich mich überhaupt hätte testen lassen.
Ja vermutlich… sonst dreht man durch