Gestern Abend auf der Couch hat es gewaltig gerumpelt und geruckelt. Sich mal kurz an Leber und Milz abgestützt und Schwung genommen und schon wurde aus einer vorbildlichen ersten Schädellage ein kleiner Sternengucker. Plötzlich kommen die Beulen auf Nabelhöhe rausgeschoben und man fühlt weder links noch rechts ein dickes Ende. Bestätigt wurde mein Verdacht heute bei der Vorsorge. Er drückt die Nase in unsere Vorderwandplazenta. Nun hoffe ich, dass er es sich spätestens bei Einsetzen der Wehen anders überlegt und schön brav durchs Becken wandert, wie es sich für artige Babys gehört. Ansonsten kann ich mich ja gleich von meinem Damm und meiner Kontinenz verabschieden. Ein paar Chancen habe ich noch auf eine Lageveränderung: es ist genügend Fruchtwasser vorhanden und der Kopf steht zwar fest im Becken, ist aber noch abschiebbar.
Noch weniger erfreulich war der Befund meines B-Streptokokkenabstrichs. Tatsächlich gehöre ich zu den 30% der Frauen, die positiv sind und zu den 50% die es dank der Kostenübernahme durch die SBK auch noch wissen. Nun werde ich unter der Geburt eine Antibiose bekommen müssen. Und -abgesehen von den Geburtsmechanisch vorprogrammierten Schwierigkeiten- kann ich eine ambulante Geburt nun vollkommen aus meinen Vorstellungsspektrum streichen. Da der Befund bei der Vorstellung in der Geburtsklinik noch ausstand, hab ich nun keine Ahnung, wie die Lörracher damit umgehen. Vielleicht gibt es dort mitlerweile andere Vorgehensweisen. Möglicherweise reicht eine strenge Beobachtung des kleenen Schlawiners nach der Entbindung aus und es kann auf eine Antibiotikumgabe verzichtet werden? Die Vorstellung, dem kleinen Mann gleich von Anbeginn die gute Standortflora auf Haut und Schleimhäuten zu zerbomben, finde ich nicht sonderlich erbaulich. Dennoch, eine Sepsis wäre definitiv schlimmer, keine Frage.
Als ich das Froillein entbunden habe, war ich über meine Besiedlung da unten rum nicht im Bilde. Ich habe damals nichts machen lassen, was die Krankenkasse nicht per se bezahlt hat. Sehr wahrscheinlich war ich zu dem Zeitpunkt bereits infiziert. Bei ihr ist zum Glück nichts passiert. Angeblich holt man sich die fiesen Dinger durch Schmierinfektionen von hinten nach vorne. Fraglich ist nur, wie sie den Darm besiedelen können. Nimmt man sie über die Nahrung auf? Oder hat man sie auch durch die Mutter mitbekommen? Eine Übertragung durch Sex ist natürlich ebenfalls logisch. Aber erhöht das einfach nur die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schmierinefektion von mir zu mir stattfindet oder kann ich sie auch direkt von meinem Partner bekommen? Das Internet liefert dazu wenig hilfreiche Informationen. Das einzige, was ich rausfinden konnte war, dass man sie nicht durch Oral-Sex mit einem Angina-Erkrankten bekommen kann. Die übliche Wald- und Wiesenangina wird nämlich durch A-Streptokokken ausgelöst und die fühlen sich in der oberen Etage einfach wohler. Ebenfalls interessant wäre, zu erfahren, ob man sie durch Antibiotika-Therapie dauerhaft wieder loswird. Angeblich würde eine Antibiose zum jetzigen Zeitpunkt wenig Sinn machen, da man sich bis zur Geburt erneut infizieren könne.
Nun, ich versuche gelassen zu bleiben. Das ist ja bekantlich meine größte Stärke…