Was ist schwieriger, als unerfüllter Kinderwunsch im Studium in der Millionenmetropole Hamburg? Wisst ihr nicht? Ich kann es euch sagen: Unerfüllter Kinderwunsch als vollberufstätige Mutter im Provinz-Nest Freiburg.
Dabei habe ich mir alles so schön ausgedacht. Im Sommer wurde mein Arbeitsvertrag entfristet. Bis dahin haben mein Mann und ich, wenn wir überhaupt dazu kamen, nicht verhütet. Und es passierte, was passieren musste, nämlich rein gar nichts. Im August war ich immernoch nicht schwanger. Obwohl meine Unfruchtbarkeit eines meiner Lebenstraumata bleiben wird, habe ich mir fest vorgenommen diesmal ganz pragmatisch an die Sache zu gehen. Ohne Drama, ohne Experimente. Nicht lang Fackeln. Auch wenn manche Paare auf wundersame Weise von Ihrer Infertilität durch das erste Kind geheilt werden, war mir spätestens nach dem dritten Übungs-Zyklus klar, dass es bei uns niemals ohne Unterstützung klappen wird. Also habe ich im im Frühsommer ein wenig recherchiert, welche Kinderwunschklinik wir hier im Südwesten wohl ansteuern sollten. Überall las ich nur gutes über das sogenannte C*RF. C*RF hier, C*RF da. Das muss ne gute Adresse sein! Also war klar, dass wir uns ebenfalls dorthin wenden werden. Kurz vorm Sommerurlaub rief ich an, voller Enthusiasmus mich nach dem Urlaub besamen zu lassen. Als endlich mal jemand ans Telefon ging, wurde ich gleich auf den Boden der Tatsachen katapultiert. Sie könnten mir einen Termin Ende November anbieten. Bitte was? Es ist jetzt Mitte August. Dennoch habe ich den Termin gemacht. Erst mal festmachen und einfach schauen, welche alternativen Kinderwunschkliniken es in der Umgebung noch so gibt. Wenn die Umgebung einen Radius von 2-4 Stunden Fahrtzeit umfasst, dann könnten wir auch nach Stuttgart….oder Ulm….Karlsruhe gäbe es dann auch noch. Ach, die Uni-Klinik in Freiburg macht ebenfalls in Kinderwunschbehandlung. Leider betrug die Wartezeit dort ebenfalls zwölf Wochen. Also blieb uns nichts anderes übrig als zu warten. Eigentlich wollten wir die Zeit damit überbrücken, selbst Sperma aufzubereiten. Kann ja für zwei gestandene Naturwissenschaftler wie uns nicht das Problem sein…und tatsächlich finden sich im Internet Lehrbücher, die das sehr schön erklären. Zum Glück hielt sich die Langeweile dann aber doch in Grenzen und wir haben uns in Geduld geübt. Immerhin durfte mein Mann bereits drei Wochen vorm Erstgespräch seine Schwimmer untersuchen lassen und Blut abgeben. Mit dem Ergebnis des Spermiogramms haben sie´s dann aber noch mal richtig spannend gemacht und uns bis zum ersten Termin zappeln lassen. Sehr viel Wert wurde von Seiten der Klinik darauf gelegt, die Anamnesesbögen zwei Wochen vorm Erstgespräch vorbei zu bringen. Artig, wie ich bin, habe ich alles zusammengetragen und mir die alte Akte aus Hamburg schicken lassen.
Endlich war er da, der Tag an dem wir unsere Behandlung im hoch gepriesenen C*RF beginnen durften. Wir saßen also vor einer sehr netten, gelassenen Ärztin, die über uns rein gar nichts wusste. Die alte Akte und die Anamnesebögen hat sie bis dahin nämlich noch gar nicht zu Gesicht bekommen. So richtig was machen wollte sie wohl auch erst mal nicht. Schließlich ist ja bald Weihnachten und da hat die Klinik geschlossen…bis in die erste Januar-Woche hinein. Als ich ihr dann vorgerechnet habe, an welchem Zyklus-Tag ich bin, hat sie sich dann doch überreden lassen, mir ein Rezept für Puregon und Brevactid auszustellen.
Hier erst mal die Ergebnisse vom Erstgespräch:
Das Spermiogramm ist ok. Für eine Insemination reichts, eine spontane Schwangerschaft ist damit vielleicht für Katholiken möglich. Es mangelt wie immer an schnell progressiv beweglichen Spermien. Von Agglutinationen war im Befund nicht die Rede.
Mein Zyklus funktioniert seit Beginn des Jahres ausgesprochen gut *toi toi toi*. Ich habe einen 28-30 Tage Zyklus. Meines Erachtens nach, konnte auf dem Ultraschall ein polyzystisches Ovar dargestellt werden. Die Ärztin meinte jedoch, PCO sei ein „so böses Wort“. Nach männlichen Hormonen ist nicht geschaut worden. Da ich aber nach wie vor behaart wie ein Affe bin und eine Geheimratseckenneigung besteht, gehe ich davon aus, dass meine männliche Seite noch sehr aktiv ist. Mein Gewicht ist stabil bei 56 kg auf 170 cm. Der TSH-Wert liegt bei 1,4. Das Gestagen in der zweiten Zyklushälfte sah angeblich „gut“ aus.
Der Plan ist, dass wir diesen Zyklus menstruativ beenden. Das sollte am Donnerstag oder Freitag der Fall sein. Vorausgesetzt meine Mens verspätet sich nicht, soll ich am dritten Zyklustag mit Puregon beginnen. Sollte noch vor den heiligen Feiertagen ein schöner Follikel heranreifen, werde ich mit Brevactid auslösen und dann wird inseminiert. Wenn nicht, machen wir´s halt einfach so. Bringt zwar nix, aber vielleicht macht´s ja wenigstens Spaß.
Heute habe ich im NERF angerufen, um zu fragen, wie meine Blutwerte aussahen. Die Telefon-Tante hatte richtig Bock auf Konversation. „Sieht alles gut aus.“ Nachdem ich mich erdreistet habe, noch mal genauer nach zu haken, wie hoch der TSH war, wurde die Gute ein wenig gereizt: „Wie soll denn das jetzt bei Ihnen weitergehen?“ Ich so: „Ich melde mich am ersten Zyklustag und am dritten beginnen wir mit Puregon.“ Sie so: „Eins kann ich Ihnen aber gleich sagen, am 23. macht Ihnen KEINER mehr eine Insemination!“ Puh, da hatte aber jemand richtig Angst um seine Feiertage! Wäre ja auch echt ne Katastrophe, wenn jemand aus dem medizinischen Bereich auch noch einen Tag VOR WEIHNACHTEN arbeiten müsste. Ja, wir scheiß anstrengenden Kinderwunsch-Frauen. Kriegen auch echt nix geschissen. Zu blöd zum Kinderkriegen und dann muss das die Sprechstundentante auch noch ausbaden und für uns unfähige Kühe arbeiten.
Mein Eindruck von dieser Einrichtung ist niederschmetternd. Als ob unsere Situation nicht schon schlimm genug ist, müssen wir uns auch noch Patzigkeiten und Schlampereien gefallen lassen. Ganz eindeutig lebt diese Zentrum lediglich von der Provinzialität Freiburgs und der damit verbundenen Monopolstellung. In Hamburg hätten die keine Chance. Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl. Wer weiß mit welcher veralteten Methode das Sperma aufbereitet wird? Und wieso ist ein TSH-Wert von 1,4 bei einer Kinderwunschbehandlung ok? Sollte der nicht unter 1 liegen?
Bin gespannt….