Seltsam, man hört seit einigen Tagen nur wenig über das Zika-Virus. Ab und an gibt es eine Meldung über den einen oder anderen, der sich per Geschlechtsverkehr damit angesteckt haben soll. Herzlichen Glückwunsch. Immerhin hatten Sie Verkehr. Sonst: Stille.
Als das Thema Anfang des Jahres aufkam, nutzen viele Wissenschaftler mal wieder die Gelegenheit eine Petrischale vor laufenden Kameras ins Gegenlicht zu halten. Sie erklärten uns, was der Zika-Virus für einer ist, wo er vorkommt, in welchem Mückendarm er gerne Rast macht. Und im Nebensatz fiel dann häufig die Bemerkung: „…und noch können wir nicht sagen, ob die Häufung der Mikrozephalie in Brasilien mit diesem Erreger in Zusammenhang steht.“ Das habe ich mir gemerkt. Ich hab ja selber mal im Labor gestanden, Daten erhoben und dann eine Linie durch die Punktewolke gelegt. Eine grafische Darstellung der Stricknadel im Misthaufen, dachte ich mir dann manchmal. Wenn man großes Glück hatte, konnte man dann im Protokoll schreiben, dass ein Zusammenhang zwischen Vorkommnis A und Vorkommnis B bestehen könnte…vorausgesetzt, es lag nicht an Vorkommnis C, das darin bestand, dass ein Rest vom Mittagessen in das Reagenzglas gefallen ist.
Was ich damit sagen will ist: Der Storch ist es nicht, der die Kinder bringt. Auch wenn auf dem Land mehr Kinder geboren werden und es mehr Störche als anderswo gibt.
Es kann viele verschiedene Ursachen für die Missbildungshäufung in Brasilien geben. Worüber hierzulande jedoch so gut wie gar nicht berichtet wurde, ist der Zusammenhang zwischen dem Einspeisen eines Larvizides in das Trinkwasser der brasilianischen Bevölkerung und dem Auftreten der Mikrozephalie. Da die Trinkwasserversorgung weiter Teile der brasilianischen Bevölkerung über Wassertanks erfolgt, in denen Mückenlarven eine perfekte Brutstätte vorfinden, wurde dort das Insektengift Pyriproxyfen eingeleitet. Das verhindert die Metamorphose zum Moskito. Eine Gruppe argentinischer Wissenschaftler wies darauf bereits Anfang Februar hin. Sie begründen ihren Verdacht u.a. damit, dass bei anderen Zika-Epidemien, bei denen es zu einer Durchseuchung von bis zu 75 % der Bevölkerung kam, kein Anstieg der Missbildungsrate bei Neugeborenen zu beobachten war.
Unsere Leitmedien berichten jedoch munter drauf los, in welchen Körperflüssigkeiten Zika-Erbgut gefunden wurde. Mich würde viel mehr interessieren, wieviel Mikrozephaliefälle es in Kolumbien, Mexiko, Argentinien, Costa Rica usw. gibt, also überall dort, wo Zika ebenfalls vorkommt. „Mirkozephaliefälle wurden bisher nur in einem einzigen Land dokumentiert“ schreibt die SZ zum Beispiel am 26. Januar 2016. Ist das immernoch so? Wenn ja, dann können wir zumindest in Erwägung ziehen, dass der Storch die Kinder nicht gebracht hat.