Obwohl wir in einer aufgeklärten Welt leben, in der es scheinbar kein Thema gibt, das indiskret genug wäre, um es tot zu schweigen, hinterlässt eine Schwangerschaft am weiblichen Körper Veränderungen, die weder im Mutter-Tochter-Gespräch noch im Geburtsvorbereitungskurs erwähnt worden sind. Dass die Brüste eine Etage tiefer rutschen, anschwellen bis die Haut zu reißen beginnt, die Brustwarzen zu Salamischeiben mutieren, die Hosen nach Entbindung nicht mehr zu gehen sind ja weitestgehend bekannte Tatsachen und werden auch gemeinhin akzeptiert. Schließlich diente unser Körper erst als Vollpension für den kleinen Bauchzwerg, später dann als externe Nahrungsquelle. Was jedoch im Untergeschoss so los ist, davon redet keiner.
Was ich bereits nach den ersten, schmerzhaften Versuchen meinem Mann wieder näher zu kommen, geahnt habe, brachte mein Gynäkologe bei der Abschlussuntersuchung (6 Wochen nach Entbindung) auf den Punkt: „Tja, das sieht hier alles….ich würde sagen, ein wenig runtergewirtschaftet aus. Ihre Schleimhaut befindet sich wegen des Östrogenmangels derzeit auf dem Stand einer 70 Jährigen.“ Nun, wo er recht hat….
Machen könne man da recht wenig, meinte er. Da ich voll stille, wird das Östrogen durch Prolaktin unterdrückt. Selbst Milchsäurebakterien von außen zu zu führen würde wenig bringen, da diese ohne Östrogen nicht wachsen können. Also schrieb er mir ein Gleitgel auf, mit dem ich mich untenrum ein wenig erfrischen und es auch beim Verkehr anwenden könne. Wenn es mich sehr stören würde, dann solle ich noch mal wieder kommen, denn Notfalls könne er mir auch ein östrogenhaltiges Gel aufschreiben, was lokal wirkt und daher auch bei stillenden Frauen verwendet werden darf.
Bis jetzt liegt das Rezept immer noch hier rum, denn da unten ist noch so einiges mehr im Argen, als nur eine abgegraste Fauna. Mein Beckenboden muss ebenfalls enorm gelitten haben. Kurz nach der Geburt hatte ich schon das Gefühl, mein Uterus würde herauskatapultiert werden, sobald ich niesen musste. Eine Physiotherapeutin gab mir daraufhin den Tipp über die Schulter zu niesen. Für husten sollte das Gleiche gelten. Also habe ich nicht lange gefackelt und bereits wenige Tage nachdem wir zu Hause waren mit Rückbildungsübungen begonnen. Dabei habe ich mich vorher mit meiner Hebamme besprochen, was ich denn alles machen darf. Beim durchturnen des Yoga-Zoos, wie wir es im Schwangeren-Yoga gemacht haben, wurde mir dann bewusst, dass nichts mehr ist, wie es mal war. Ich bin mir sicher, dass jede Frau mindestens einmal in ihrem Leben davon heimgesucht wurde: Muschipüpse! Dass dieses Phänomen keine Seltenheit sein kann, beweist die Existenz eines Wikipedia Eintrags zum Flatus vaginalis.
Das erste Mal Opfer dieser ungeahnten Körperfunktion wurde ich beim Sex mit meinem ersten Freund. Wie das kommt, wird sich jede/r denken können. Falls nicht, lest in oben erwähnten Artikel nach. Ich sag nur Pumpe-Kolben-Prinzip. Seit der Entbindung sucht mich der fiese Muschipups jedoch bei allen erdenklichen sportlichen Übungen heim. Selbst wenn ich einfach nur im Bett auf der Seite liege und ein Bein anziehe, merke ich, wie sich das Gewölbe im Souterrain öffnet und Luft reingesogen wird. Da das Entweichen unwillkürlich bei der nächsten Bewegung ein Geräusch verursacht, brauch ich ja nicht zu erklären in welch prekäre Lage einen das bei sportlichen Aktivitäten in aller Öffentlichkeit bringen kann! Nun habe ich ein wenig recherchiert und obwohl es bisher noch an wissenschaftlichen Untersuchungen zum Flatus vaginalis mangelt, ist sich die Internetgemeinde einig: Ein verwahrloster Beckenboden begünstigt ihn. Zudem nehme ich an, dass eine trockene Scheide ebenfalls Tür und Tor für einströmende Luft öffnet. Schließlich sorgt das Sekret durch Kohäsionskräfte zum Verschluss des Eingangs. Mein Plan ist nun, zu Hause meinen Beckenboden zu kräftigen, bis ich wieder die volle Kontrolle über meine weibliche Körperöffnung erlang habe. Erst dann kann ich mich zur Rückbildungsgymnastik anmelden. Aber wer weiß, vielleicht sehe ich das auch zu kritisch und Rückbildungskurse sind in Wirklichkeit eine Gruppe fröhlich dreinpupsender Muschis…äh Muttis, die immer kichern, wenn ihnen einer entwischt und dann auf ihr Baby zeigen und rufen: „Der kleine Timmi wars!“
Wo hast du denn so „kurz“ nach der Geburt die Lust fürs Näherkommen hergenommen? Ich liebe meinen Mann jeden Tag, aber Lust ist gerade irgendwie nicht…
Woher? Wahrscheinlich aus dem pränatalen Hormoncocktail. Aber keine Bange, mittlerweile musste die Lust den täglichen Streitereien weichen. Wobei ich ja der Meinung bin, der Aggressionsabbau würde -ganz nach Bonobo-Manier- besser funktionieren, wenn es mit dem „Näherkommen“ wieder schmerzfrei klappen würde.
Haha. Feuervogel, das stimmt, ist bei mir auch so. Und er wird schon 4 Monate! Aber so langsam gehts 😉
Sorry, du hast mein vollstes Mitgefühl… aber ich musste beim Lesen echt Lachen 🙂 Das ist Galgenhumor in seiner reinsten Form! Drücke die Daumen auf baldige Sanierung und geräuschlose Entlüftung 😀 LG Nadja
Ich schließe mich Nadja an! herrlich! Bin au diesen Artikel gestoßen, weil mir das ganz ohne Enbindung beim Yoga passiert 😀 Ich hoffe Kind und Mann sind wohl auf und Muschipupse sind doch irgendwie auch ganz lustig!
Thanks 🙂 Und gut Pups 😉