Eigentlich sollte an dieser Stelle ein ausführlicher und langer Bericht über die Geburt unserer Tochter folgen. Aber ich musste feststellen, dass lange Beiträge mit Kind einfach nicht möglich sind. Zumindest nicht in den ersten Wochen. Nun fasse ich mich kurz und schreibe zusammenfassend, was alles nach „Mittwoch“ – als ich eine Fortsetzung versprach- geschah.

  • Die Geburt

Tatsächlich ging ich am Mittwoch Abend mit wehendem Bauch ins Bett. In der Nacht, gegen drei Uhr beschlossen mein Mann und Ich in die Klinik zu fahren, da ich die Schmerzen nur noch laut veratmen konnte und wir unsere Nachbarn nicht unbedingt am Geschehen teilhaben lassen wollten. Im Kreißsaal hielten wir dann schließlich vier Schichten auf Trapp. Erst am Donnerstag gegen 21 Uhr habe ich mit letzten Kräften die Kleine zur Welt gebracht. Die Geburt war echt ein Höllentripp und entsprach alles in allem meinen Befürchtungen. Selbsterfüllende Prophezeihung oder kenne ich mich einfach zu gut? Wie ich es mir hätte denken können, hatte ich eine Wehenschwäche. Irgendwie typisch für mich. Schließlich haben meine körpereigenen Hormone schon immer geschwächelt. Nach 12 Stunden kam der Oxytropf zum Einsatz und wer bereits einen Wehentropf bekommen hat, weiß, dass diese Art von Wehen übler Natur sind. Vor der Kreißsaaltüre lungerte bereits die Oberärztin mit gewetzten Messern und reservierte den OP für uns. Zum Glück haben die Herztöne der Kleinen durchgehalten. Ein Dammschnitt, der definitiv NICHT auf dem Höhepunkt der Wehe geschniten wurde, blieb mir ebenfalls nicht erspart und mit ihrer Schulter hat mir mein Klöpschen den Rest gegeben und mir noch einen Labienriss beschert. Nach der Entbindung entsprach mein körperlicher Zustand in etwa Pflegestufe 3. Ich konnte mich kaum im Bett aufsetzen, geschweige denn laufen.

  • Erste Tage und Nächte mit Kind

Logischer Weise bin ich in der Klinik geblieben. Lächerlich, dass ich überhaupt über eine ambulante Geburt nachgedacht habe. In diesem Zustand nach Hause? Unmöglich. Zu unserem Glück konnten mein Mann, die Schnegge und ich ein Familienzimmer beziehen. Die ersten Tage war der pflegerische Einsatz meines Liebsten enorm wichtig für uns, vom seelischen Beistand mal ganz abgesehen. Denn natürlich läuft vieles Anfangs überhaupt nicht so, wie es sich das Klinikpersonal vorstellt, auch wenn es vielleicht von der Natur so vorgesehen ist. Dabei spreche ich hauptsächlich vom Stillen.

  • Stillen

Noch im Kreißsaal wurde mir die Kleine auf die Brust gelegt und fing sofort wie eine Wilde an, nach der Milchquelle zu fahnden. Das war echt großartig, wie sie so frisch auf der Welt sofort zu trinken anfing und ich war guter Ding, dass das Laufen wird, wie am Schnürchen. Einen Tag später hatte sie jedoch schon so viel ihres Geburtsgewichts verloren, dass sie haarscharf an der 10%-Grenze kratzte. Und dann fing der Stress an: Wiegeprobe um die Trinkmenge zu ermitteln, Abpumpen damit der Milchfluss in Gang kommt, Zufüttern mit abgepumpter Milch und HA-Nahrung…natürlich alles ganz Babyfreundlich mit Bechermethode, Sonde am Nippel und Sondenfütterung per Finger…blos keine Saugverwirrung verursachen. Mir stands echt bis „hier“ und ich habe geheult und geflucht: „Kann denn nicht mal was funktionieren? Wozu habe ich diese nutzlosen Dinger? Erst kriegt es mein Körper nicht hin, schwanger zu werden, dann schaffe ich es nicht ohne hormonelle Unterstützung zu gebären und dann versage ich auch noch bei der Milchproduktion.“ Dabei weiß ich doch, dass sich der Milcheinschuss in der Regel 48-72 Stunden Zeit lässt. Irgendwas muss sich die Natur doch dabei gedacht haben. Frau Stadelmann spricht in der Hebammensprechstunde vom „Fasten“ des Kindes nach der Geburt. Als sich meine Möppis schließlich nach und nach mit Milch füllten, hat die Kleine meine Brüste wie von der Tarantel gestochen angeschrien. „Na super, jetzt haste Milch, aber das Kind will nicht mehr trinken.“ Und auch dieses unzufriedene Gebaren der Kinder ist typisch für die Zeit des Milcheinschusses. Hab ich alles mal gelernt. Konnt ich dann aber nicht mehr glauben, wenn die Schwester sich hinstellt und mich mit Kommentaren, wie: „die Muddi ist so unentspannt, das spürt das Baby“ abspeist. Klar war ich unentspannt. Das Kind verlor Gewicht, ich musste zufüttern, meine Nippel haben geblutet! Aber was nützt mir so ein überflüssiges Gerede, außer, dass ich noch unentspannter werde?

Nun gut, am Sonntag sind wir dann so langsam klar gekommen, mit den Brüsten, dem Abpumpen, dem Geschrei und Zufüttern. Gut Ding will Weile haben. Ein Mantra für alle Menschen mit Kinderwunsch, Babybauch oder Kind aufm Arm. Zur Entlassung haben wir ein Pumpenrezept mitbekommen. Die Milchpumpe steht nun glücklicher Weise unbenutzt in der Ecke. Die Brustwarzen sind mittlerweile verheilt und die Kleine brüllt die Brüste auch nicht mehr an. Manche Dinge lösen sich von selbst, wenn frau erst einmal zu Hause ist.

Hier meine Tipps zum Thema Stillen:

Durchhalten und Zähne zusammen beißen! Es lohnt sich einfach, wenn man ohne Fläschchen, Vaporisator und pi pa po unterwegs sein kann.

Richtiges Anlegen – lasst es euch in aller Ruhe von einer Fachfrau zeigen. Wunde Brustwarzen sind häufig eine Folge falschen Anlegens.

MultiMam-Kompressen – Gegen wunde Brustwarzen ein gutes, kühlendes Mittel.

Still-BH – kann ich gar nicht ab. Sobald ich sowas trage, schnürt es mir alle Milchkanäle ab und ich bekomme richtige Schmerzen. Derzeit laufe ich unter dem Motto: „Brüste raus- wir schreiben eine Klassenarbeit“ durch die Wohnung.

Viel Trinken – zusätzlich zu Wasser am besten Stilltee, Malzkaffee, Ovomaltine oder das gute alte Malzbier (ohne Alkohol versteht sich)

Gut essen – Diäten sind vielleicht was für Superstars, die 24 Stunden nach der Entbindung wieder auf der Bühne stehen müssen und ihr Kind von einer Nanny großziehen lassen, aber nix für Stillende.

  • Der Dammschnitt

Dieses Thema plagt mich bis heute, allerdings scheine ich nun doch etwas gefunden zu haben, was mir Linderung verschafft. Ich habe mich überwunden und das Sitzbad von der Frau Stadelmann besorgen lassen. Zwei mal habe ich mein Untergestell erst in die ätherische Salzlösung gehalten und habe tatsächlich den Eindruck es würde besser werden. Zuvor habe ich mit einer Lösung aus Kamillan und Mercurialis perennis gespült, was zwar nach dem Toilettengang angenehm ist, jedoch keine Besserung an der Naht brachte. Dazu kann ich nur empfehlen, soviel es geht ohne Binden und Schlüppi rum zu liegen. Am besten natürlich auf einem Handtuch, um die Sauerei so gering wie möglich zu halten.

  • Die Psyche

Das Tabuthema schlechthin! Wie fühlt sich eine junge Mutter tatsächlich in den ersten Tagen nach der Geburt? Ganz klar ist die Geburt eines Kindes ein riesen Einschnitt in unserem Leben. Obwohl wir ja 40 Wochen Zeit haben uns darauf vorzubereiten, läuft dann vieles doch anders als gedacht. Auch gefühlsmäßig durchleben wir ganz unterschiedliche Welten. Die ersten Tage nach der Entbindung war meine Grundstimmung noch ganz gut, begleitet von Euphorie, ein wenig Stolz und Überwältigung. Verzweiflung kam auf, wenn es mit Stillen nicht klappte. Zu Hause, etwa am vierten, fünften Tag überkam mich vorallem Abends eine Art Wehmut. Ich war traurig, nicht mehr schwanger zu sein, vermisste meine Tochter in meinem Bauch und dachte viel über ihre Zukunft nach. Wird sie es mal gut haben? Wie werden sich die weltweiten Konflikte entwickeln? Wird sie einen Krieg miterleben müssen? Dazu forderte der Schlafmangel seinen Tribut. Das zehrt an den Nerven und manchmal war ich mit einem Anflug von Panik konfrontiert, ob wir das alles schaffen, alles richtig machen. Und dann habe ich sie manchmal angesehen und einfach nur so geweint, weil sie so hübsch ist und mich gefragt, wie wir das hinbekommen haben. Diese ganzen Gefühle haben mir auch Angst gemacht, weshalb ich mit meiner Hebamme darüber gesprochen habe. Sie wird nun ein besonderes Augenmerk auf meine psychische Konstitution haben. Seit ein paar Tagen fühle ich mich Abends allerdings deutlich besser. Wahrscheinlich pendeln sich die Hormone langsam ein und Körper und Geist finden sich in der neuen Rolle als Mutter. Wahrscheinlich braucht es auch einfach Zeit, sich selbst in dieser Situation kennenzulernen un seine Bedürfnisse wahrzunehmen. Wer Nachts keinen Schlaf findet, muss halt so viel es geht tagsüber ruhen. Die Wohnung wird nun auch für die nächsten Wochen nicht mehr wie gestriegelt aussehen und gebloggt wird nur, wenn das Baby schläft und Mama die Augen offen halten kann 🙂

In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal, wann auch immer das sein wird.

 

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