Mein schwangerer Körper hat sich einen neuen Spleen ausgedacht: Ich nenne ihn die verderbliche Sellerie-Lust. Seit unserer Einweihungsparty, zu der wir verschiedene Gemüse als Dipp-Snack zurecht geschnibbelt hatten, treibt mich der Heißhunger auf die köstlichen, zarten, grünen Stangen um. Nun könnte man ja meinen, der Körper versucht sich mit solchen Signalen zu holen, was ihm fehlt oder die Mär von den natürlichen Instinkten aufbeten…da meine sogenannten „Instinkte“ jedoch schon während meiner Lakritz-Phase total fehlgeleitet waren und ich derzeit gerne an allem schnüffeln würde, was seinen Ursprung in einem Chemiewerk hat, habe ich lieber mal Madame Google um Rat gefragt, was es denn mit meinem neuen Gaumenfreund auf sich hat. Und natürlich habe ich mit meiner Auswahl wieder einmal voll ins Schwarze getroffen! Sellerie enthält, wie viele Doldenblütler eine Menge ätherischer Öle, darunter das sogenannte Apiol, was im Mittelalter zum Schwangerschaftsabbruch verwendet wurde. Diese Substanz ist übrigens auch der Grund, weshalb Schwangere geraten wird, auf den übermäßigen Verzehr von Petersilie zu verzichten.
In Wirklichkeit ist es grober Unfug, dass der bloße Verzehr von Petersiliengarnierung zu einem Abort führen könnte. Die Engelmacher des Mittelalters haben das Apiol in hochkonzentrierten Mengen angewandt, um vorzeitige Wehen herbei zu führen. Selbst mit einem Süppchen aus Petersilienwurzeln, kann die Hobbyköchin vermutlich keine Geburt einleiten, sofern sie nicht literweise geschlürft wird. Klar, wer ohnehin schon unter vorzeitiger Wehentätigkeit leidet, sollte die Finger davon lassen.
Meinen Selleriekonsum habe ich dennoch heruntergefahren. Aber nicht, weil sich die harten Bäuche zurückgemeldet haben, sondern vielmehr, weil ich dann noch mehr Zeit im Badezimmer verbracht habe. Sellerie wirkt nämlich wunderbar harntreibend und verdauungsfördernd. Für die Hartleibigen -und damit meine ich nicht die Wehenden, also eine Möglichkeit dem harten Stuhlgang den Kampf mit dem grünen Lichtschwert der Doldenblütler anzusagen.
Bienenstich ist übrigens -abgesehen von seinen unzähligen Kalorien, auch für Schwangere erlaubt. Wie es sich jedoch mit den Stichen von Bienen in der Schwangerschaft auf sich hat, darüber habe ich mir bis vor Kurzem keine Gedanken gemacht. Nun trug es sich aber zu, dass ich von einer unserer Bienen (wir Imkern) in einem unachtsamen Moment gestochen wurde. Mein letzter Bienenstich ist solange her, dass ich mich gar nicht mehr richtig erinnern kann (wir imkern noch nicht sehr lange). Ich war vielleicht drei oder vier Jahre alt. Und mit Sicherheit habe ich geheult…denn ich habe oft geheult als Kind. Der Stich an sich tat kaum weh und ist auch nur minimal angeschwollen. Wenn ich da so an die Pestbeulen denke, die viele Pflanzenschutzmittel verpestete Mücken hinterlassen, war es optisch kaum der Rede wert. Dennoch kam ich nicht umhin mir Sorgen um das Baby zu machen. Immerhin hängt es ja an mir dran und könnte das Bienengift weniger gut wegstecken als ich. In der Tat wird Schwangeren ja mittlerweile sogar vom Verzehr von Erdnüssen abgeraten, wenn in der Familie gehäuft Erdnussallergien vorkommen. Um sicher sagen zu können, weder ich noch mein Partner sind von der Bienengiftallergie betroffen, sind wir einfach noch nicht häufig genug gestochen wurden. Sowas entwickelt sich ja meist erst später. Nun appliziert so ein Insekt jedoch gerade einmal eine geringe Giftmenge von ca. 0.1 mg. Mit jedem Griff in die Flippstüte würde man also mehr Allergen aufnehmen. Daneben verursacht der Bienenstich eine lokale Entzündungsreaktion und wirkt nicht systematisch, wie verschiedene Nervengifte, die beispielsweise bei einem Schlangenbiss in die Wunde gelangen. Ob das Bienengift also bis zum Ungeborenen vordringt, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Wer so einen Bienenstich also selbst gut wegsteckt, sollte sich um sein Baby im Bauch keine allzu großen Sorgen machen brauchen. Die Kleine war danach jedenfalls so mopsfidel wie zuvor.
Wer von einer Biene gestochen wird -egal ob schwanger oder nicht, sollte den Stachel sofort mit dem Fingernagel rauskratzen. Anders als bei Wespen, bleibt der Stachel in der Haut stecken und wird samt Giftdrüse aus dem Hinterteil der Biene gerissen. Während das Tier seinen mehr oder weniger ehrvollen Tod stirbt, pulsiert die Giftblase weiter und sondert noch fleißig Sekret ab. Also raus damit und zwar ohne drauf zu drücken, denn dann entlehrt sich noch mehr Gift in die Haut. Danach ist das beste Mittel der Wahl die Stelle sofort zu erwärmen. Denn bei Temperaturen über 40°C werden die Eiweiße aus denen das Bienengift hauptsächlich besteht, zerstört. Im Internet, der Apotheke oder im Imkereibedarf gibt es batteriebetriebene Stichheiler in Stiftform, die Wärme erzeugen und auf den Stich gedrückt werden. Da es, als mich die Biene stach, gerade Muttis Hühnersuppe gab, habe ich den Löffelstiel in die heiße Suppe getaucht und einige Minuten auf die Schwellung gehalten. Ein Stichheiler wäre praktischer gewesen und wird wohl demnächst Einzug in die Hausapotheke halten.