Es gibt so einige Vitamine und Mineralstoffe, die einen positiven Einfluss auf die Fruchtbarkeit nehmen sollen. Während Folsäure oder Vitamin E unter eifrigen Kinderwünschlern bereits bekannt sein sollten, ist die Einnahme von Vitamin D derzeit noch recht unpopulär. Wenn mir jemand vor einiger Zeit geraten hätten, nun zu meinem morgendlichen Pillen-Cocktail auch noch eine Prise Vitamin D einzuwerfen, dann hätte ich dankend abgelehnt. Schließlich bin ich ja nun kein Kellerkind und treibe mich täglich mit dem Hund im Tageslicht herum.Vor einiger Zeit bekam ich jedoch nach einer Blutuntersuchung beim Endokrinologen mitgeteilt, dass mein Vitamin D -Level zu niedrig sei. Das war Anlass genug das Web of Knowledge zu bemühen, mir ein paar Informationen über den neuesten wissenschaftlichen Stand zum Thema Vitamin D und Kinderwunsch auszuspucken. Und tatsächlich haben Wissenschaftler von der Uni Graz im vergangene Jahr alle Neuigkeiten darüber in einem Review zusammengetragen.
In der Tat werden 80 bis 90% des benötigten Vitamins aus einer Vorstufe, die sich in der Haut befindet, über Sonnenlicht als Vitamin D3 Freigesetzt. Nur ein Bruchteil wird als Vitamin D2 oder D3 über die Nahrung aufgenommen. Nun ist es aber kein Geheimnis, dass die Sonnenscheindauer gerade in den langen, kalten deutschen Wintern arg zu wünschen übrig lässt. Während wir im Sommer und Herbst noch über ausreichend hohe Vitamin D-Level verfügen, sind die Reserven spätestens im Frühjahr stark dezimiert. Das äußert sich mitunter in einem Anstieg der Empfängnisrate während der hellen Jahreszeit und führt folglich zu einem sprunghaften Zuwachs an Kinderwagen im Frühjahr. Im Winter wird also tatsächlich weniger ovuliert, ob das nun jedoch ausschließlich am Vitamin D liegt, ist ungewiss.
Für Frauen, die unter PCO-Syndrom leiden, dürfte die Erkenntnis, dass eine Vitamin D-Zufuhr die Menstruations-Frequenz erhöht und „metabolische Parameter“ optimiert, hilfreich sein. Gerade im Zusammenhang mit Insulinresistenz und Übergewicht soll eine Verbesserung beobachtet worden sein. Dagegen gibt es Hinweise auf eine reduzierte Bildung von Progesteron und Östrogen bei gesunden -sprich Nicht-PCO- Frauen, die hohe Vitamin D-Level aufweisen.
Auch für Männer mit eingeschränktem Spermiogramm kann ein Blick auf den 25(OH)D-Gehalt im Blut lohnenswert sein. Bei ihnen könnten sich Beweglichkeit und Morphologie verbessern. Daneben könnte die Zufuhr von Vitamin D zu einer Verbesserung des Testosteron-Status führen.
Bei 25(OH)D handelt es sich übrigens um das Produkt, was entsteht, wenn Vitamin D3 in der Leber umgewandelt wird und dazu dient, den Vitamin-D-Status im Blut zu bestimmen.
- Vitamin D ist ausreichend od. im Übermaß vorhanden: 25 (OH)D >=30 ng/ml
- Vitamin D ungenügend: 25 (OH)D 20-29 ng/ml
- Vitamin D-Mangel: 25 (OH) D <20 ng/ml
Literatur:
E. Lerchbaum and B. Obermayer-Pietsch,“Vitamin D and fertility: a systematic review“; European Journal of Endocrinology; 2012; 166: 765-778