Am Ende der Kraft ist immer noch soviel Tag übrig

Lange habe ich mich nicht mehr gemeldet. Das hatte seine Gründe. Wir befinden uns mittlerweile „in treatment“. Ja, wir haben uns nach endlosen Gesprächen mit einer Psychologin, vielen guten und leider noch mehr schlechten Tagen und Nächten dazu entschlossen, es richtig anzugehen. Meine Tochter und ich gehen nun von Montag bis Freitag in eine Tagesklinik für beknackte Mütter. Seit anderthalb Wochen stehen wir nun jeden Tag zur selben Zeit auf. Zwischen den gemeinschaftlichen Mahlzeiten, die dem Tag Struktur geben sollen, legen alle ihre Kinder zum Schlafen hin. Wann und für wie lange geschlafen wird, entscheidet jedes Eltern für sich und das Kind. Ich spreche von Eltern, da es auch Vätern möglich ist, das Angebot der Tagesklinik zu nutzen. Daneben werden etliche Therapieformen angeboten, die sich jeder selbst zusammenstellen kann. Nur die Gespräche mit den Psychotherapeuten sind mehr oder weniger verpflichtend und werden nach Bedarf angepasst. Ab und an besteht die Möglichkeit, die Kinder von den Betreuern bespaßen zu lassen, um sich im Mehrzweckraum die Wut aus dem Bauch zu brüllen, eine Runde durch den Park zu joggen oder einfach mal gemütlich aufs Klo zu gehen.

Nun lege ich die Kleene also vormittags und Mittags in der Einrichtung hin, nachmittags schläft sie dann im Tragetuch oder Wagen während der Hunderunde. Obwohl wir noch Schwierigkeiten mit der Lautstärke der Mitpatientenkinder haben, klappt das Hinlegen über den Tag erstaunlich gut und ich frage mich, warum wir uns zu Hause bis dato so abgemüht haben. Ich glaube, das Geheimnis liegt zum Teil in der Gruppendynamik. Dadurch, dass alle ihre Kinder Schlafen legen, fällt es mir persönlich leichter wirklich konsequent durchzuhalten, bis die kleine Krähe allem Gezeter zum Trotz eingeschlafen ist. Tröstlich ist außerdem, zu sehen, dass andere junge Familien mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben.

Nun müssen wir nur noch an unserem Miteinander arbeiten, denn ohne Frage sind Kinder der Spiegel ihrer Eltern und auch wenn ich lieber meinen Lakritzkonsum während der Schwangerschaft dafür verantwortlich machen würde, muss ich doch zugeben, dass ich eine absolut unentspannte Mutter bin. Und ohne professionelle Hilfe kommen wir aus unserer Anspannungs-Spirale einfach nicht raus.

 

 

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